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Gemeinsame Perspektiven: Interreligiöse Wege zu sozialem Zusammenhalt und Klimagerechtigkeit in Europa

„Niemand wird allein gerettet.“ - Papst Franziskus
Der Tod von Papst Franziskus markiert das Ende eines Pontifikats, das von Courage und geistlicher Führungsstärke über religiöse, politische und kulturelle Grenzen hinweg geprägt war. Für die weltweite interreligiöse Gemeinschaft war seine Stimme mehr als nur symbolisch, sie war ein Kompass. Ein Kompass, der beharrlich auf Dialog, Gerechtigkeit und Mitgefühl ausgerichtet war. Für KAICIID, eine zwischenstaatliche Organisation, zu deren Gründungsmitgliedern der Heilige Stuhl gehört, bekräftigt sein Vermächtnis unseren gemeinsamen Auftrag: Brücken der Verständigung und Solidarität in einer zerrissenen Welt zu bauen.
Während des Expertentreffens im Rahmen des Europäischen Forums für politischen Dialog (EPDF), das am 8. und 9. April in den heiligen Hallen der Päpstlichen Universität Antonianum in Rom stattfand, war die Präsenz der Lehren von Papst Franziskus spürbar. Verwurzelt in der franziskanischen Tradition, bot der Tagungsort eine symbolische Heimat für Reflexion, Demut und Aktion. Das Treffen selbst diente der Vorbereitung des 6. EPDF, das im November dieses Jahres in Genf stattfindet und sich auf zwei der wichtigsten Themen unserer Zeit konzentriert: die Erosion des sozialen Zusammenhalts und die sich verschärfende Klimakrise.
Wir brachten 32 Fachleute aus ganz Europa zusammen, die 10 verschiedene Glaubensrichtungen und -traditionen vertraten. 30 Prozent von ihnen waren unter 30 Jahre alt. Von Rabbinern und Imamen bis hin zu Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Klimaaktivistinnen und -aktivisten sowie Pädagoginnen und Pädagogen boten diese Stimmen fundierte Perspektiven, die von den Erfahrungen an vorderster Front von Konflikten, Ausgrenzung und Umweltzerstörung geprägt waren.
Papst Franziskus' Vision einer integralen Ökologie, die er in Laudato Si' dargelegt hat, erinnert uns daran, dass unsere Fürsorge füreinander untrennbar mit unserer Fürsorge für den Planeten verbunden ist. Dies ist keine ausschließlich christliche Botschaft. In allen großen Glaubensrichtungen der Welt, vom buddhistischen Prinzip des Miteinanders bis zum islamischen Konzept der Khalifa („Verantwortung“), vom jüdischen Gebot des Tikkun Olam bis zum hinduistischen Ideal von Vasudhaiva Kutumbakam („die Welt ist eine Familie“), gibt es einen gemeinsamen Aufruf zu Verantwortung und Verbundenheit.
Dennoch stehen wir in Europa vor einer Situation, in der der Multilateralismus unter Druck steht, die Polarisierung sich vertieft und verletzliche Gemeinschaften, insbesondere Migrantinnen und Migranten, Flüchtlinge und religiöse Minderheiten, zu oft zur Zielscheibe oder vergessen werden. Hinzu kommen die Folgen der gewinnorientierten Wirtschaft und der politischen Kurzsichtigkeit. Wir stehen vor einer fragilen moralischen Landschaft, die dringend repariert werden muss.
Dies ist der Moment, in dem KAICIID in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, glaubensbasierten Institutionen und zivilgesellschaftlichen Akteuren einen weiteren Schritt nach vorne macht - nicht als alleiniger Handelnder, sondern als Vermittler von Vertrauen. Mit dem Europäischen Forum (EPDF) bieten wir einen einzigartigen Raum für Reflexion und ehrliche Gespräche, in dem unterschiedliche Perspektiven zu gemeinsamen Lösungen führen können.
Das Vermächtnis von Papst Franziskus, sein Beharren darauf, dass „Geschwisterlichkeit die neue Grenze ist“, erinnert uns daran, dass die vor uns liegende Arbeit sowohl spirituell als auch sozial ist. Auf dem Weg zum 6. EPDF in Genf bleibt unser Kompass fest auf diese Vision ausgerichtet. Dialog ist kein Luxus, er ist eine Notwendigkeit. Und Frieden muss, wie Papst Franziskus uns so oft erinnert hat, mit der Begegnung beginnen.
An diesem Wendepunkt in der Geschichte der katholischen Kirche bringen wir auch dem neu gewählten Papst unsere aufrichtige Unterstützung zum Ausdruck. Seine Antrittsbotschaften des Friedens, der Demut und der Einheit spiegeln genau die Prinzipien wider, die die Grundlage der Arbeit von KAICIID bilden: interreligiöser und interkultureller Dialog als Instrumente zur Förderung von Verständnis, Integration und Gerechtigkeit.
Dieser Moment erneuert nicht nur unsere kollektive Entschlossenheit, sondern stärkt auch unsere Bindung an den Heiligen Stuhl, der ein Gründungsmitglied unserer zwischenstaatlichen Organisation und ein langjähriger moralischer Kompass in unserem Streben nach Dialog und Frieden ist. Während die Welt auf dieses neue Kapitel spiritueller Führung blickt, bleiben wir bei KAICIID unserer gemeinsamen Mission fest verpflichtet: Räume zu schaffen, in denen Dialog zu Aktion wird, und in denen Einheit nicht in Uniformität, sondern in Mitgefühl über Unterschiede hinweg geschmiedet wird.
Im Vorfeld des 6. EPDF in Genf laden wir alle Beteiligten - religiöse Führerinnen und Führer, politische Entscheidungsträgerinnen und -träger, die Zivilgesellschaft und die Jugend - ein, mit uns diesen gemeinsamen Weg zu gestalten: wo Dialog auf Aktion trifft und wir gemeinsam eine integrativere und nachhaltigere Zukunft gestalten.
Wir gehen mit neuem Elan voran, geleitet vom Vermächtnis, inspiriert von neuen Führungspersönlichkeiten und der heiligen Aufgabe verpflichtet, gemeinsam Frieden zu schaffen.