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Arabische Welt

Arabische Welt

Gewaltsame Konflikte stellen eine Bedrohung für das soziale und kulturelle Gefüge der arabischen Region dar. Oft werden systemische wirtschaftliche, politische und kulturelle Probleme entlang religiöser Grundsätze ausgetragen, die Religionsgemeinschaften gegeneinander ausspielen. Mit dem Erstarken von Terrorgruppen nach der Invasion im Irak – allen voran der sogenannte Islamische Staat – rief KAICIID religiöse Führerinnen und Führer aus verschiedenen Glaubensrichtungen auf, sich für Dialog und Frieden einzusetzen.

Im Jahr 2014 schlossen sich diese religiösen Führerinnen und Führer im Rahmen der KAICIID-Initiative „Vereint gegen Gewalt im Namen der Religion“ zusammen und arbeiteten in den folgenden Jahren gemeinsam daran, die Religionszugehörigkeit als Vorwand für Gewalt und Ausgrenzung zu beseitigen. Im Jahr 2018 gründeten diese religiösen Persönlichkeiten die erste offizielle interreligiöse Plattform in der arabischen Welt – die „Interreligiöse Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in der arabischen Welt“ (IPDC). Mit dieser gemeinsamen Plattform haben sie versucht, friedliche Beziehungen innerhalb und zwischen den Gemeinschaften in der Region zu erhalten, basierend auf dem Grundsatz, dass Gewalt gegen eine Religion Gewalt gegen alle Religionen ist.

über IPDC

Die Interreligiöse Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in der arabischen Welt (IPDC) wurde im Jahr 2018 von KAICIID in Zusammenarbeit mit 23 religiösen Führerinnen und Führern gegründet, um als dauerhaftes Bindeglied zwischen religiösen Führerinnen und Führern und ihren Gemeinschaften in der Region zu dienen. So können sie bei Initiativen zur Förderung des Dialogs, zur Konfliktprävention und zur Lösung bestehender Herausforderungen zusammenarbeiten.

The Interreligious Platform For Dialogue & Cooperation in the Arab World

Obwohl die IPDC als regionale Plattform gegründet wurde, haben sich mehrere weitere Gruppen gebildet, die sich mit lokalen und nationalen Hilfsmaßnahmen befassen. Dazu zählen die Bewältigung der Folgen der Überschwemmungen im Sudan, die Explosion in Beirut und die Coronavirus-Pandemie. Die Plattform und KAICIID arbeiten gemeinsam an der Umsetzung verschiedener Projekte.

 

 

 

Soziale Medien als raum für dialog

Soziale Medien sind mehr als nur ein einfaches Kommunikationsmittel. Sie ermöglichen den Austausch von Ideen über die globale digitale Landschaft hinweg und können Individuen und Gruppen in nie gekanntem Ausmaß zu Meinungsmachern, Multiplikatoren und Aktivisten machen. Seit dem Jahr 2015 hat das Programm „Soziale Medien als Raum für Dialog“ mehr als 700 jungen Führungspersönlichkeiten in der arabischen Region die Fähigkeit vermittelt, Hassrede und Extremismus im Internet zu bekämpfen und sich gleichzeitig für Inklusion und Toleranz einzusetzen. Das Programm begann als Basisinitiative mit dem Ziel, religiöse Führungspersönlichkeiten, Vertreterinnen und Vertreter religiöser Institutionen sowie jugendliche Interessenvertreterinnen und -vertreter und Dialogexpertinnen und -experten im Online-Bereich zu schulen.

Soziale Medien als Raum für Dialog ist eine sich ständig weiterentwickelnde und adaptierbare Schulungsreihe, die bisher 12 Workshops umfasst. Dazu zählen fünf fortgeschrittene „Trainings für Trainer“, die hunderten jungen Führerinnen und Führern aus der arabischen Region Fähigkeiten zur Bekämpfung von Hassrede und Extremismus im Internet vermitteln. Gleichzeitig setzen sie sich für Inklusion, Toleranz und gemeinschaftsbasierte Netzwerke für Unterstützung ein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Programms haben 20 Kampagnen in sozialen Medien gestartet und erfolgreich durchgeführt. Diese dienen der Förderung der Vielfalt, der Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und der Mobilisierung lokaler Anstrengungen zur Krisenbewältigung bei Herausforderungen wie der COVID-19-Pandemie.

Im Jahr 2021 ging das Programm „Soziale Medien als Raum für Dialog“ von der Basis auf die politische und institutionelle Ebene über. Auf der Grundlage einer 2021 durchgeführten Bedarfsanalyse wird eine neue Version mit dem Titel „Die Macht der sozialen Medien“ entwickelt, die Inhalte für Fortgeschrittene umfasst, die ein breiteres Spektrum an Themen im Zusammenhang mit Dialog, Kommunikation und Politikgestaltung abdecken. Das Programm wird zum Teil durch Webinare, Wettbewerbe und finanzielle Zuschüsse für gemeinschaftliche Initiativen für interreligiösen Dialog unterstützt.

KAICIID Fellows-programm für den arabischen raum

Das Fellows-Programm für die arabische Region ist eine Erweiterung des KAICIID International Fellows-Programms, das auf die arabische Region zugeschnitten ist und vollständig in arabischer Sprache durchgeführt wird. Es zieht Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus einigen der führenden religiösen, akademischen und zivilen Institutionen der Region an. Derzeit haben 130 Fellows aus zehn Ländern der Region das Programm absolviert und 56 Initiativen in ihren Gemeinden durchgeführt, um das Bewusstsein für den Dialog als Mittel gegen Hassrede zu schärfen und die gemeinsame Bürgerschaft zu fördern.



Jugend für Dialog

KAICIID sieht Jugendliche als wichtige Partner im Streben nach friedlichem Zusammenleben in der arabischen Region und unterstützt das Netzwerk „Jugend für Dialog“ für interreligiösen und interkulturellen Dialog in der arabischen Region. Das Netzwerk hat ein Forum geschaffen, das als aktive, einflussreiche Plattform dient und es Jugendlichen ermöglicht, interreligiösen und interkulturellen Dialog zu fördern, Hassrede entgegenzutreten und starke Gemeinschaften für Jugendliche zu schaffen, die die Werte der gemeinsamen Bürgerschaft in der arabischen Region stärken. Das Netzwerk setzt sich für einen stärkeren Zusammenhalt der Gemeinschaften ein, indem es zur Verwirklichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) beiträgt.

Das Projekt „Jugend für Dialog“ wurde im Dezember 2019 ins Leben gerufen, um strategische Prioritäten für Jugendliche im interreligiösen Dialog zu ermitteln. Bislang hat das Forum einen Vorstandsausschuss eingerichtet, einen Strategieplan für seine Tätigkeit erstellt, die Beteiligung junger Menschen an regionalen Konferenzen erhöht und das systematische Engagement junger Menschen durch mehrere virtuelle Dialogsitzungen gefördert, die vollständig von jungen Menschen und wichtigen Akteurinnen und Akteuren aus der Region koordiniert und umgesetzt werden. Die Mitglieder des Netzwerks „Jugend für Dialog“ haben auch verschiedene Online- und Offline-Kampagnen zur aktuellen Pandemie durchgeführt, in denen integrative Wege zur Linderung der Auswirkungen gefordert werden.

Dialog 360

Das im Jahr 2020 gestartete Projekt „Dialog 360“ zielt darauf ab, lokale Dialoginitiativen als Grundlage für friedensschaffende Maßnahmen in der Region zu stärken.

Die Ziele des Programms:

  • Hassrede im Namen der Religion entgegenwirken und verhindern
  • Die Rolle des interreligiösen und interkulturellen Dialogs bei der Schaffung von sozialem Zusammenhalt, gemeinsamer Staatsbürgerschaft und interreligiöser Bildung stärken
  • Den Schutz des kulturellen Erbes und die Bewahrung religiöser Stätten fördern

Im Jahr 2020 unterstützten KAICIID und die IPDC die Umsetzung von Initiativen in 15 Ländern der arabischen Region, darunter 183 Schulungs- und Dialogveranstaltungen, 24 Kampagnen zur Sensibilisierung und Interessenvertretung, eine App, vier Lernspiele sowie die Gründung von 10 Friedensclubs. Insgesamt kamen die Initiativen 5500 Menschen direkt zugute und erreichten 5,3 Millionen Menschen über Radiosendungen, Videos und soziale Medien.

She for Dialogue

„She for Dialogue“ bietet Frauen aus der arabischen Region ein einjähriges Schulungsprogramm an, in dem die Teilnehmerinnen Fertigkeiten für den interreligiösen Dialog erlernen und anwenden können, um so den sozialen Zusammenhalt zu verbessern und die gemeinsame Bürgerschaft zu fördern sowie Hassrede entgegenzuwirken. Die Teilnehmerinnen befassen sich auch mit der Nutzung sozialer Medien als Mittel für friedliches Zusammenleben und setzen sich mit Themen wie geschlechtsspezifischen Vorurteilen und Stereotypen im Bereich des interreligiösen und interkulturellen Dialogs auseinander. Die Frauen untersuchen auch, wie sich Identität mit Religion, ethnischer Zugehörigkeit, Kultur und Nationalität überschneidet.

 

Die Methodik des Projekts baut auf zwei Grundpfeilern auf. Erstens bietet es Schulungen an, um das Bewusstsein durch Workshops und Aktivitäten zum Kapazitätsaufbau zu schärfen. Zweitens hilft es bei der Einrichtung von gemeinschaftsbasierten, von Frauen geleiteten Initiativen zur Förderung des Dialogs und der gemeinsamen Bürgerschaft. Die Initiativen reichen von Kunstausstellungen über Theateraufführungen und Sport bis hin zu interaktiven und anderen Dialogaktivitäten. An der ersten Phase des Projekts nahmen Frauen aus fünf Ländern teil: Saudi-Arabien, Irak, Syrien, Ägypten und Libanon. Die folgenden Phasen werden je nach Bedarf und Kontext auf andere Länder der Region ausgeweitet.

Journalismus für Dialog

Das einjährige Programm lehrt Journalistinnen und Journalisten Sensibilisierung für interreligiösen Dialog und fördert gleichzeitig die Stärkung der Grundwerte des Journalismus, Genauigkeit, Fairness, Ausgewogenheit sowie die Achtung von Vielfalt, ethnischer Zugehörigkeit und Religion. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus verschiedenen Gemeinschaften in der gesamten arabischen Region. Sie werden von Mentoren betreut, bekommen Studiengebühren ersetzt sowie finanzielle Unterstützung für die Umsetzung von Initiativen für moderierten Dialog in ihrem jeweiligen Bereich. Sie erhalten eine Ausbildung in der Praxis des so genannten „Dialogjournalismus“. Dabei handelt es sich um ein relativ neues Konzept, das darauf abzielt, den zivilgesellschaftlichen Diskurs zu fördern, indem Gemeinschaften in den Mittelpunkt der Nachrichten gestellt werden. Das Programm stärkt die Fähigkeit der Journalistinnen und Journalisten, fair und sensibel über Fragen des Glaubens, der Identität und des Konflikts zu berichten und hoffentlich der Friedenskonsolidierung auf politischer Ebene zu dienen.

Im Jahr 2021 wurde dieses Projekt in Partnerschaft mit Media in Cooperation and Transition (MiCT) durchgeführt.

Netzwerk der religiösen Fakultäten und institute im arabischen raum (nRFI)

Das im Jahr 2017 gegründete Netzwerk setzt sich aus Dekanen, Professoren und Leitern von religionswissenschaftlichen Abteilungen an Universitäten und Schulen zusammen. Sie suchen nach Wegen, wie die Behandlung von Theologien und Religionswissenschaften an christlichen und muslimischen Fakultäten zu einer Möglichkeit werden kann, Studierende mit interreligiösem Dialog und Vielfalt vertraut zu machen. Die Idee ist, christlichen und muslimischen Studierenden die Möglichkeit zu geben, mehr über den Glauben der anderen zu lernen.