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Sechzig Jahre Nostra Aetate: Interreligiöser Dialog als Weg zu Gerechtigkeit und Frieden

In diesem Jahr jährt sich zum 60. Mal die Veröffentlichung von Nostra Aetate, der bahnbrechenden Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Im Jahr 1965 öffnete die katholische Kirche eine beispiellose Tür zum interreligiösen Dialog, indem sie die Wahrheit und Heiligkeit anderer Religionen anerkannte und zu gegenseitigem Verständnis, Respekt und Zusammenarbeit aufrief. Von der Bekräftigung des gemeinsamen spirituellen Erbes mit dem Judentum bis zur Anerkennung des Islam, des Hinduismus, des Buddhismus und anderer Weltreligionen war Nostra Aetate ein Meilenstein für die Förderung der Versöhnung und die Überwindung jahrhundertelanger Vorurteile.
Im Sinne von Nostra Aetate lud Papst Johannes Paul II. am 27. Oktober 1986 Vertreter der Weltreligionen nach Assisi ein – der Heimatstadt des Heiligen Franziskus, einem Verfechter des interreligiösen Dialogs – um für den Frieden zu beten, der durch die Spannungen des Kalten Krieges bedroht war. Das Treffen wurde zu einem beständigen Symbol für den Dialog und das gemeinsame Engagement für den Frieden unter Gläubigen verschiedener Religionen. In seiner Ansprache betonte Papst Johannes Paul II.:
Das Zusammenkommen so vieler religiöser Führerinnen und Führer zum Gebet ist an sich schon eine Einladung an die Welt, sich bewusst zu werden, dass es eine andere Dimension des Friedens und einen anderen Weg zu seiner Förderung gibt, der nicht das Ergebnis von Verhandlungen, politischen Kompromissen oder wirtschaftlichen Verhandlungen ist. Er ist das Ergebnis des Gebets, das in der Vielfalt der Religionen eine Beziehung zu einer höchsten Macht zum Ausdruck bringt, die unsere menschlichen Fähigkeiten allein übersteigt.
Im Laufe der Jahrzehnte hat dieses Engagement weltweit neue Ausdrucksformen und interreligiöse Initiativen gefunden. Das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen aus dem Jahr 2019, das von Papst Franziskus und dem Großimam von Al-Azhar, Ahmad Al-Tayyeb, in Abu Dhabi unterzeichnet wurde, stellt den Höhepunkt dieses Weges dar. Es erinnert daran, dass:
Im Namen Gottes, der alle Menschen mit gleichen Rechten, Pflichten und Würden geschaffen und sie dazu aufgerufen hat, als Brüder und Schwestern zusammenzuleben, die Erde zu bevölkern und die Werte der Güte, Liebe und des Friedens zu verbreiten.
Im Kern betrachtet Nostra Aetate den interreligiösen Dialog nicht als optionale Übung, sondern als unverzichtbares Instrument zur Förderung von sozialer Gerechtigkeit, Frieden und zur Überwindung von Spaltungen. Dies steht in Einklang mit dem Auftrag, den KAICIID bei seiner Gründung im Jahr 2012 als interreligiöse Initiative von Papst Benedikt XVI. und König Abdullah bin Abdulaziz von Saudi-Arabien in seiner Rolle als Hüter der beiden Heiligen Moscheen erhalten hat. Das Zentrum wurde gegründet, um den interreligiösen und interkulturellen Dialog zu fördern und dem Missbrauch von Religion zur Rechtfertigung von Gewalt oder Unterdrückung entgegenzuwirken. Aus diesem Grund wird KAICIID aktiv an der Konferenz „Der Weg in die Zukunft: Nostra Aetate neu denken“ teilnehmen, die vom 27. bis 29. Oktober 2025 von der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom organisiert wird.
Nostra Aetate inspiriert auch weiterhin konkrete Dialogbemühungen. Im nächsten Jahr feiert der von KAICIID unterstützte Muslim-Jewish Leadership Council (MJLC) sein zehnjähriges Bestehen. Dies bietet eine wichtige Gelegenheit, den muslimisch-jüdischen Dialog in Europa zu stärken – einem Kontinent, auf dem Antisemitismus und antimuslimischer Hass nach wie vor ein großes Problem darstellen und eine zunehmende Gefahr für den sozialen Zusammenhalt und das friedliche Zusammenleben sind.
Die Vision von Nostra Aetate – Frieden durch interreligiösen Dialog – ist auch heute noch von entscheidender Bedeutung und fordert uns auf, unser Engagement für Vertrauensbildung und Zusammenarbeit zwischen muslimischen und jüdischen Gemeinschaften zu erneuern. In einer Zeit wachsender globaler Spannungen, die die Menschen beider Glaubensrichtungen in ganz Europa tiefgreifend betreffen, sind ein nachhaltiger Dialog und gegenseitiges Verständnis wichtiger denn je. Aufbauend auf einem Jahrzehnt wertvoller Erfahrungen in Europa – wo der MJLC als Brücke gegen den wachsenden Antisemitismus und antimuslimischen Hass gedient hat – möchte KAICIID diesen Dialog weiter ausbauen und eine neue Vision des Zusammenlebens fördern, die auf Würde und Geschwisterlichkeit basiert.
Mit den Worten von Papst Franziskus: „Dialog ist der Sauerstoff des Friedens.“
Dialog kann Krieg überwinden. Dialog kann Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und unterschiedlicher Glaubensrichtungen zum Zusammenleben bewegen. Dialog ist der Weg zum Frieden. Denn Dialog fördert Verständnis, Harmonie, Eintracht und Frieden.
Auch nach sechzig Jahren ist Nostra Aetate kein Relikt der Vergangenheit, sondern ein lebendiger Aufruf – Gräben zu überbrücken, Empathie zu fördern und gemeinsam für eine Welt zu arbeiten, in der der Glaube zu einer Kraft für Gerechtigkeit, Mitgefühl und gemeinsame Menschlichkeit wird.

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