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KAICIIDs Generalsekretär präsentiert dem G20-Vorsitz in Saudi-Arabien die politischen Empfehlungen des Interreligiösen G20-Forums 2020

17 November 2020

Riad, Saudi-Arabien, 17. November 2020 - Faisal Bin Muaammar, Generalsekretär des Internationalen Dialogzentrums (KAICIID), übermittelte Dr. Fahad Almubarak, G20-Vertreter, einen Bericht mit grundlegenden Empfehlungen, die von den Teilnehmerstaaten des G20-Gipfels bei ihrem Treffen am 21. und 22. November 2020 im Königreich Saudi-Arabien, berücksichtigt werden sollen.

Die Empfehlungen zeigen Wege auf, wie politische Entscheidungsträgerinnen und -träger mit religiösen Akteurinnen und Akteuren zusammenarbeiten können, um globale Probleme wie COVID-19, Klimawandel, Ungleichheit und Armut anzugehen. Sie sind das Ergebnis monatelanger Konsultationen mit hunderten Vertreterinnen und Vertretern aus Religion und Politik sowie Fachleuten aus der ganzen Welt. Sie fordern Politikerinnen und Politiker auf, den unschätzbaren Beitrag der Religionsgemeinschaften zu Frieden und Entwicklung anzuerkennen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, um globale Herausforderungen zu lösen. 

Die Empfehlungen wurden auch im Namen von KAICIIDs Partnerorganisationen beim diesjährigen Interreligiösen G20-Forum abgegeben. Dazu gehören die Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC), das Nationale Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog Saudi-Arabiens (NCIRD) und die G20 Interfaith Forum Association.

„Der G20-Gipfel ist das wichtigste Treffen für wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit zur Lösung globaler Herausforderungen wie COVID-19, Klimawandel und Ungleichheit“, so bin Muaammar.

„Ich gratuliere Saudi-Arabien zum G20-Vorsitz und zu seinem Engagement für sowie die Partnerschaft mit Religionsgemeinschaften, um interreligiösen Dialog zur Lösung dieser Herausforderungen im Rahmen des Interreligiösen G20-Forums 2020 einzusetzen. Ich fordere den G20-Gipfel der Staats- und Regierungsoberhäupter auf, die Bedeutung der Religionsgemeinschaften als Verbündete und Partnerinnen in der Entwicklung zu würdigen, indem ihnen durch die Anerkennung als formelle Arbeitsgruppe für den G20-Prozess ein Platz im politischen Entscheidungsprozess eingeräumt wird.“

„Niemals zuvor war es notwendiger, dass Religionsgemeinschaften mit politischen Führungskräften zusammenarbeiten, um die beispiellosen und miteinander verknüpften Herausforderungen zu bewältigen, denen die Welt heute gegenübersteht“, so Professor Cole Durham, Präsident der G20 Interfaith Forum Association und Gründungsdirektor des Internationalen Zentrums für Rechts- und Religionswissenschaften. „Wenn die Empfehlungen zur Zusammenarbeit, die der Führung des G20-Gipfels vorgelegt wurden, umgesetzt werden, werden sie uns helfen, Menschen zu stärken, den Planeten zu schützen und neue Grenzen zu gestalten.“

Der Bericht bildet den Höhepunkt monatelanger regionaler Konsultationen zu einigen der dringendsten Herausforderungen der menschlichen Entwicklung, insbesondere im Nahen Osten, in Europa, Lateinamerika, Afrika, Asien und Nordamerika, an denen hunderte religiöse Führerinnen und Führer sowie Fachleute verschiedenster Religionen teilnahmen.

Die Ergebnisse dieser Konsultationen wurden im vergangenen Monat beim Interreligiösen G20-Forum vorgestellt. Daran nahmen mehr als 2.000 prominente religiöse Akteurinnen und Akteure teil, die ein breites Spektrum der Religionsgemeinschaften der Welt abbildeten, sowie führende Vertreterinnen und Vertreter aus internationalen Organisationen, Regierungen, Hochschulen und der Zivilgesellschaft.

Zu den Vortragenden und Gästen gehörten Persönlichkeiten aus aller Welt, wie Seine Heiligkeit Patriarch Bartholomäus, Erzbischof von Konstantinopel und ökumenischer Patriarch, Abdullatif Al-Sheikh, Minister für religiöse Angelegenheiten im Königreich Saudi-Arabien, Dr. Mohammad Al-Issa, Generalsekretär der Islamischen Weltliga, Kardinal Miguel Ángel Ayuso Guixot und Anthony Abbott, ehemaliger Premierminister Australiens.

Das Interreligiöse G20-Forum ist eine jährliche Plattform, auf der sich Netzwerke religiöser oder vom Glauben inspirierter Akteurinnen und Akteure im Rahmen der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) für globale Agenden engagieren. Das Forum ruft die politischen Führerinnen und Führer der Welt dazu auf, religiöse Persönlichkeiten in den politischen Entscheidungsprozess einzubeziehen und Politik so zu gestalten, dass sie auf den gemeinsamen Werten der Solidarität, der Koexistenz und des Respekts aufbaut.

In dem Bericht, der Dr. Almubarak übergeben wurde, werden die Staaten des G20-Gipfels gebeten, sich mit fünf Schwerpunktbereichen zu befassen, die aus dem Prozess des Interreligiösen G20-Forums erwachsen sind. Dazu gehören Themen wie COVID-19, Förderung von Frieden und Konfliktlösung, die Stärkung der Rolle der Frau, Abbau struktureller Ungleichheit und Rassismus sowie der Schutz des Planeten.

Für das Jahr 2020 empfiehlt das Interreligiöse G20-Forum, dass der G20-Gipfel eine aktivere Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und religiösen Institutionen unterstützt und sich dabei dringend auf die folgenden Bereiche konzentriert:

 

1. COVID-19-Krisen lösen

  • Systematische Einbindung von Religionsgemeinschaften in die Entwicklung, den Versand und die Verteilung von Anti-COVID-Impfstoffen
  • Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften, um dringende Bedürfnisse besonders gefährdeter Gemeinschaften zu decken, darunter Flüchtlinge und Binnenvertriebene, Frauen und Kinder, Gemeinschaften, die als Sündenbock behandelt werden
  • Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften bei der Mobilisierung, Umsetzung und Sicherstellung angemessener Finanzpakete, einschließlich eines angemessenen nationalen Schuldenerlasses

 

2.  Förderung des Friedens und Lösung von Konflikten

  • Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften, um einen globalen Waffenstillstand voranzutreiben und spezifische friedensstiftende Maßnahmen zu verfolgen
  • Fortführung der Initiativen im Rahmen der im Februar 2019 vereinbarten menschlichen Brüderlichkeit
  • Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Hassrede und damit verbundener Gewalt
  • Verstärkung der Kooperation zur Förderung von Maßnahmen für Flüchtlinge und Binnenvertriebene
  • Maßnahmen setzen, um heilige Stätten sowie religiöses und kulturelles Erbe zu schützen

 

3. Befähigung der Menschen durch Entwicklungsmaßnahmen, die Bildung fördern, Korruption bekämpfen, Frauen ermächtigen und strukturelle Ungleichheit und Rassismus reduzieren

  • Gemeinsames Vorgehen zur Förderung dringender inklusiver Bildungsreformen
  • Stärkung gemeinsamer Plattformen zur Unterstützung der Korruptionsbekämpfung
  • Multi-Stakeholder-Maßnahmen gegen Menschenhandel
  • Zusammenarbeit bei der Umsetzung von Verpflichtungen zur Gleichstellung von Frauen und zum Engagement der Jugend in konkrete Aktionspläne
  • Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften zur Bekämpfung von struktureller Ungleichheit und Rassismus

 

4. Gemeinsames Handeln zum Schutz des Planeten

  • Unterstützung von Initiativen zum Schutz des Regenwalds
  • Unterstützung des Pariser Abkommens zum Klimawandel

 

5.  Verstärkung und Ausarbeitung von Synergien zwischen Religion und öffentlichem Sektor

  • Formalisierung des Interreligiösen G20-Forums als offizielle Arbeitsgruppe in künftigen G20-Prozessen
  • Unterstützung der G20 in den Bemühungen, umfassendere Menschenrechtsarbeit mit Maßnahmen zur Bekämpfung von Verletzungen des Rechts auf Religions- oder Glaubensfreiheit zu verbinden

 

 

 

Der G20-Prozess

Die Gruppe der Zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, oder G20, ist das wichtigste Forum für internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der G20-Gipfel vereint die Staats- und Regierungsoberhäupter der führenden Volkswirtschaften der Welt.

Zusammen repräsentieren die G20-Mitglieder rund 80 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung, zwei Drittel der Weltbevölkerung und drei Viertel des internationalen Handels. Das ganze Jahr über kommen Vertreterinnen und Vertreter der G20-Länder zusammen, um finanzielle und sozioökonomische Fragen sowie humanitäre Themen zu erörtern, die sich in den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO widerspiegeln.

Beim G20-Gipfel der Staats- und Regierungsoberhäupter wird über die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit diskutiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des G20-Gipfels sind Staats- und Regierungsoberhäupter aus 19 Ländern und der Europäischen Union. Außerdem nehmen Vertreterinnen und Vertreter des Gastlandes sowie regionaler und internationaler Organisationen am Gipfel teil.

Das Interreligiöse G20-Forum

Das Interreligiöse G20-Forum sucht in Zusammenarbeit mit religiösen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Politikerinnen und Politikern nach globalen Lösungen. Es stützt sich auf die wichtige Rolle, die religiöse Institutionen und Überzeugungen in der Weltpolitik spielen und präsentiert die Vielfalt von Institutionen, Ideen und Werten. Zu den Mitgliedern des Forums gehören interreligiöse und interkulturelle Organisationen, religiöse Führungspersonen, Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft, aus Entwicklungs- und humanitären Organisationen sowie aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Das Interreligiöse G20-Forum wird jährlich im Gastgeberland des bevorstehenden G20-Gipfels abgehalten. Es bietet eine Plattform für religiöse Institutionen und Initiativen, die sich global engagieren. Ziel der Treffen ist es, aussagekräftige Ergebnisse und Empfehlungen zu erarbeiten, die den G20-Gipfel und damit auch die globale politische Agenda mitgestalten. Die Agenda des Interreligiösen G20-Forums 2020 baut auf den Zielen des sozialen Zusammenhalts, der Gerechtigkeit und der Nachhaltigkeit auf, die von Anfang an ein zentrales Thema des Forums waren.

Für weitere Informationen besuchen Sie www.g20interfaith.org und /g20

 

Unsere Partnerorganisationen

Die Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC) wurde im Jahr 2005 gegründet. Sie hat das Mandat der Vereinten Nationen inne, die Beziehungen zwischen Gesellschaften und Gemeinschaften mit unterschiedlichem kulturellen und religiösen Hintergrund zu verbessern. Durch ihre verschiedenen Programme und Aktivitäten auf der ganzen Welt setzt sich die UNAOC für die Förderung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs ein, um Gräben zu überwinden und Vorurteilen, Missverständnissen, Fehleinschätzungen und Polarisierung entgegenzuwirken.

Die G20 Interfaith Forum Association bietet eine jährliche Plattform, auf der sich ein Netzwerk religiöser Institutionen und Initiativen für globale Agenden engagiert (einschließlich der Ziele für nachhaltige Entwicklung oder SDGs). Die jährlichen G20-Gipfeltreffen sind ein wichtiger Zeitpunkt und Ort, an dem vorrangige globale Fragen erörtert werden. Unser Ziel ist es, aussagekräftige Erkenntnisse und Empfehlungen beizusteuern, die auf die G20 und damit auf die globalen politischen Agenden reagieren und diese mitgestalten.

Das Nationale Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog wurde von der Regierung Saudi-Arabiens im Jahr 2016 gegründet. Sein Mandat umfasst die Planung und Gestaltung von Programmen, die darauf abzielen, die Initiativen des Königreichs für interreligiösen und interkulturellen Dialog zu fördern. Zu den Mitgliedern des Komitees gehören Vertreterinnen und Vertreter aus mehreren Ministerien und aus Dialog-Institutionen aus Saudi-Arabien und der ganzen Welt.