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Berichterstattung über Religion: Auf bewährte Verfahren setzen“: KAICIID diskutiert mit Journalisten, Redakteuren, Medienexperten über das Bild des Anderen in den Medien

Aktive Journalisten, Redakteure und Vertreter religiöser Medien trafen sich bei einem Arbeitstreffen von KAICIID in Kapstadt, Südafrika, um über die Darstellung von religiös und kulturell „Anderen“ in den Medien zu diskutieren. Die Teilnehmer kamen aus vielen verschiedenen Ländern aus Nahost, Afrika, Asien, Nordamerika und Europa.

 Das Arbeitstreffen reihte sich in den Programmschwerpunkt von KAICIID zur verbesserten Darstellung „Anderer“, also Menschen mit anderen Religionen oder aus anderen Kulturen in der Bildung und in den Medien ein. Das Treffen wurde einen Tag vor dem jährlich stattfindenden Weltkongress des International Press Institute abgehalten. KAICIID organisierte außerdem ein öffentliches Diskussionsforum beim Weltkongress mit dem Titel „Bilder des Glaubens: Prallen Wahrnehmungen aufeinander?“, das am 15. April stattfand und sich mit der Darstellung von Religion in den Medien befasste. „An einer besseren Darstellung religiöser und kultureller Vielfalt zu arbeiten, gehört zu den wichtigsten Anliegen von KAICIID. Im vergangenen Jahr arbeiteten wir mit Lehrkräften zusammen, um bewährte Verfahren in diesem Bereich zu präsentieren. Die Medien gehören zu den wichtigsten Kanälen, über die man etwas über andere lernt; und so freuen wir uns dieses Jahr auf eine enge Zusammenarbeit mit Medienvertretern, Redakteuren, Journalisten und auch mit religiösen Medien“, verkündete Peter Kaiser, Kommunikationsleiter bei KAICIID, der die Delegation leitete. „Der Zeitpunkt für diese Veranstaltung zum IPI-Weltkongress war gut gewählt, da wir dieses wichtige Thema so mit hunderten Journalisten und Redakteuren aus aller Welt diskutieren und von ihnen lernen konnten, in welcher Weise KAICIID ihre Arbeit unterstützen kann.“

„Die Medien sollen nach wie vor die Gesellschaft widerspiegeln“: Herausforderungen für die Darstellung in der Berichterstattung über Religion. In den ersten beiden Sitzungen befassten sich die Teilnehmer mit der Berichterstattung über Religion sowohl in ihrem jeweiligen regionalen oder lokalen Kontext als auch auf konzeptioneller Ebene. Die Teilnehmer stimmten weitgehend darin überein, dass die Darstellung von Religion in den Medien ganz und gar nicht ideal sei, und sie sprachen über die Gründe für die beobachteten Lücken. Es wurde über eine Tendenz zur Sensationsgier gesprochen: Diese beruhe entweder auf der Notwendigkeit, geschäftliche Pläne zu erfüllen, oder auf ungenauer Berichterstattung aufgrund von Unwissenheit oder Mangel an Ressourcen oder aber durch Nachrichtenagenden und Zeitmangel. Einer der Teilnehmer äußerte sich wie folgt: „Ich denke, dass die Medien nicht ihre eigentliche Aufgabe erfüllen. Für die meisten Journalisten oder die meisten Medien ist Religion einfach ein zu komplexes Thema. Aber wir, die Medien, haben eine gewisse Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit. Wir stereotypisieren das Andere und werden so zum Teil des Problems, nicht zum Teil der Lösung.“ Die Teilnehmer wiesen außerdem darauf hin, dass Journalisten mitunter auch eigene Vorurteile hätten, die sich in der Ausdrucksweise, in den Quellen oder im Bildmaterial wiederspiegeln, und sie betonten die Notwendigkeit einer entsprechenden Qualifizierung, mit der sich diese Vorurteile überwinden lassen könnten. Die Teilnehmer betonten außerdem, dass zur Berichterstattung über Religion mehr gehöre als das Berichten über religiöse Konflikte. Und in vielen Fällen würden Berichte über Religion in Konflikten eigentlich Berichte über Politik sein. Einer der Teilnehmer erklärte dazu: „Man muss unterscheiden zwischen Berichterstattung über Religion einerseits und Berichterstattung über Politik und die Regierung andererseits. Wenn wir über Konflikte reden, reden wir oft über Politik und nicht über Religion.“

„Wer spricht für Religion?“: Checkliste für die Berichterstattung über Religion. In den anderen Sitzungen erörterten die Teilnehmer mögliche Lösungen zu den vorgenannten Problemen und erstellten eine Checkliste mit Empfehlungen zu bewährten Verfahren in Bezug auf Sprache, Struktur, Quellen und Auswahl des Bildmaterials für Journalisten, die über Religion berichten. Vor dem Hintergrund drei spezifischer Arten religionsbezogener Berichterstattung – über interne Angelegenheiten religiöser Gemeinschaften, über Religion in Konflikten und über religiöse Minderheiten – diskutierten die Teilnehmer spezielle Möglichkeiten zur Gewährleistung qualitativer Berichterstattung. Bei der Sitzung wurden Empfehlungen zusammengestellt, darunter Richtlinien zur Vermeidung von Stereotypisierung und Schubladendenken, zum Finden und Kultivieren von Quellen und zur Bereitstellung von Hintergrundwissen und Kontextinformationen zu Religion, vor allem über die wahrgenommene Rolle von Religion in Konflikten. Die Teilnehmer sprachen nicht nur über eine nuanciertere und umfassendere Berichterstattung über Religion, sondern auch über die Notwendigkeit einer größeren Vielfalt an religionsbezogenen Themen, einschließlich positiver Berichte über konfessionsübergreifende Beziehungen. Diese Erfolgsgeschichten seien nach Ansicht der Teilnehmer wichtig für eine gerechtere Selbstdarstellung religiöser Gemeinschaften in den Medien. Sie diskutierten im Detail darüber, wir wie man die Einbindung solcher konfessionsübergreifenden Friedensstimmen in die Medien sicherstellen kann. Diese Empfehlungen werden in einem Bericht zusammengefasst, der von KAICIID in Zusammenarbeit mit den Teilnehmern herausgegeben wird. Dazu ein Teilnehmer: „Im Journalismus geht es um Geschichten: Die Menschen wollen eine gute Geschiche. Die besten Geschichten handeln von Menschen. Kirchen und andere verfügen über große Bestände derartiger Geschichten.“ 

Ziele des KAICIID-Medienprogramms. Durch sein Medienprogramm möchte KAICIID die Vielfalt authentischer Stimmen und Perspektiven sowohl in den Medien als auch in sozialen Netzwerken ausbauen. KAICIID strebt die Bildung langfristiger Netzwerke für Journalisten, Redakteure und Medienvertreter von säkularen Nachrichtenmedien und religiösen Medien an, um bewährte Verfahren in Bezug auf integrative politische Maßnahmen, Berichterstattung und die Beschaffung von Inhalten zu teilen. KAICIID schätzt außerdem seine Netzwerke aus religiösen Würdenträgern sehr und bemüht sich, diese durch kapazitätserweiternde Initiativen zu unterstützen, mit denen im interreligiösen Dialog bewährte Akteure ihre Fähigkeiten ausbauen können, um besseren Zugang zu Medien und sozialen Netzwerken zu haben und diese besser zu nutzen, zugunsten des Dialogs und friedensfördernder Initiativen. KAICIID will zudem die Voraussetzungen für den interreligiösen Dialog zwischen religiösen Würdenträgern verbessern, indem es Schulungen zum Thema Medien und Informationsliteratur anbietet.