Direkt zum Inhalt

„Seite an Seite agieren“: Religiöse Führerinnen und Führer aus der Arabischen Region rufen zu Solidarität auf

05 Mai 2020

Religiöse Führerinnen und Führer von der von KAICIID unterstützten Interreligiösen Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in der arabischen Region (IPDC) sowie mehrere KAICIID Fellows haben mehrere Erklärungen veröffentlicht, in denen sie die Rolle religiöser Führerinnen und Führer sowie Institutionen als Antwort auf COVID-19 betonen. Diese Artikel befassen sich mit Themen wie den sozialen Auswirkungen der Pandemie, der Frage, wie ihre Ausbreitung eingedämmt werden kann, und beschreiben die humanitäre Verantwortung, die sich durch das Virus ergibt.

Das IPDC, die erste interreligiöse Plattform, die sich für die Rechte und die Einbeziehung aller Gemeinschaften in der arabischen Welt einsetzt, bringt einige der ranghöchsten muslimischen und christlichen Führerinnen und Führer in der Region zusammen, um sich gemeinsam den Herausforderungen der Gemeinschaften zu stellen.

In den ersten Tagen der Pandemie riefen die Führerinnen und Führer der Plattform zu multireligiöser Zusammenarbeit in der arabischen Welt auf Grundlage der „Werte der Zusammenarbeit, Brüderlichkeit und Solidarität in ihren Gesellschaften“ auf und betonten, wie wichtig es sei, sich über alle „Meinungsverschiedenheiten hinwegzusetzen und unabhängig von unterschiedlichen religiösen, kulturellen und ethnischen Zugehörigkeiten Seite an Seite zu agieren, um diese kritische Phase zu überwinden“.

Im Anschluss an ihren ersten Aufruf stellten IPDC-Mitglieder und Fellows aus der arabischen Region in elf Artikeln verschiedene Zugänge und Empfehlungen für einen wirksamen Umgang mit der globalen Pandemie vor. In ihren redaktionellen Beiträgen heben sie den Gedanken der menschlichen Solidarität und die entscheidende Rolle hervor, die religiöse Führungspersönlichkeiten und Institutionen spielen.

Im Folgenden stellen wir Auszüge aus ihren Empfehlungen im Rahmen der Online-Kampagne #ReligionsRespond von KAICIID vor.


„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass kluge Führerinnen und Führer verschiedener Religionen und Glauben in all ihren Gemeinschaften betonen, wie wichtig es ist, lokale, regionale und internationale Entscheidungen und Maßnahmen zu unterstützen, die darauf abzielen, die Verbreitung von COVID-19 einzudämmen. Angesichts des ihnen entgegengebrachten Vertrauens und Respekts sollten sie auch ihre Anhängerinnen und Anhänger ermutigen, sich an alle Richtlinien und Ratschläge der medizinischen und administrativen Behörden in ihren Ländern zu halten und gleichzeitig die menschliche Solidarität fördern, indem sie den Bedürftigen helfen.“

- Masroor Aswad, Mitglied des irakischen Hochkommissariats für Menschenrechte, Irak


„Damit religiöse Führerinnen und Führer diese Krise erfolgreich bewältigen können, sollten sie vor allem die veraltete Einstellung aufgeben, das sie selbst eine theologische Einheit darstellen und dazu da sind, religiöse Interpretationen von Pandemien zu geben, die sich nur auf göttliche Strafe und Folter beziehen, anstatt religiöse Texte zu verwenden, um das kollektive Bewusstsein (Geist der Gemeinschaft) anzusprechen und die Emotionen der Menschen zu rationalisieren.“

- Fairouz Bibi, KAICIID Fellow, Algerien


„Die wichtigste Botschaft, die religiöse Führerinnen und Führer der Welt inmitten der COVID-19-Pandemie überbringen sollten, ist eine Botschaft von einer Religion, die voller Weisheit und Philosophie ist und uns daran erinnert, dass der Ursprung der Menschheit eins ist und ihr Schicksal eins ist.“

- Dr. Mostafa Boujemaa, Professor für Vergleichende Religionen, Abdelmalek-Al-Saadi-Universität, Marokko


„In Zukunft sollten wir ein etabliertes Netzwerk für religiöse Führerinnen und Führer zur Bewältigung globaler Katastrophen haben, das zusammentreten kann, wenn eine humanitäre Krise ausbricht. Sie könnten sich untereinander koordinieren, dringende Lösungen und Strategien entwickeln und ihre Gläubigen entsprechend der jeweiligen Krise auf die richtigen religiösen Richtlinien und Lehren hinweisen.“

- Hani Dawah, stellvertretender Medienberater des Mufti von Ägypten, Mitglied des Exekutivausschusses des IPDC, Ägypten


„Keine Religion ist bereit, Zeuge des Zusammenbruchs ihrer Gemeinschaft zu werden und Opfer eines tödlichen Virus zu werden, das nicht zwischen Individuen unterscheidet, unabhängig von der Religion.“

- Kheder Dumaley, Forscher für Religionsfragen, Minderheiten und Friedensförderung, Mitglied des Zentrums für Friedensforschung und Konfliktlösung, Universität Duhok 


„Religiöse Führerinnen und Führer sollten alle Assoziationen oder Erklärungen nachdrücklich und kategorisch ablehnen, die religiöse Gründe für die Pandemie oder ihre Ursachen anführen, wie zum Beispiel die von Allah vorgesehene Bestrafung für areligiöse oder nichtreligiöse Menschen, oder die Prüfung oder Qual durch Allah als Feuerprobe für alle Gläubigen.“

- Dr. Mohammed Abd El-Fadeel, Al-Azhar-Universität, KAICIID Fellow, Ägypten


„Diese Pandemie erinnert uns daran, dass wir alle im selben Boot sitzen und dass wir alle, ohne Ausnahme, Gottes Schöpfung sind. Wir richten unsere Gebete an ihn und bitten ihn, uns vor Schaden zu bewahren. Unser wahrer Glaube an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, ist allen Religionen gemein. Wir alle sind Schwestern und Brüder in der Menschheit und diese Notsituation betrifft uns alle, ohne Diskriminierung von Geschlecht, Rasse oder Religion.“

- Dr. Elias M. Halabi, stellvertretender Direktor des Sheikh Nahyan Zentrum für Arabische Studien und Interkulturellen Dialog, Universität Balaman, Libanon


„Es ist unerlässlich, auf der Ebene der religiösen Institutionen ständige Verwaltungsausschüsse zu schaffen, die sich mit Krisenmanagement befassen und sich umfassend mit Organisationen, Institutionen und Personen der Zivilgesellschaft sowie untereinander abstimmen können.“

- Yassin Noui, Forscher in Vergleichenden Religionen, Prinz-Abdulkadir-Universität, KAICIID Fellow und Mitglied von Youth Platform, Algerien


„Alle Religionen lehren uns, sich mit herausfordernden Situationen umfassend auseinanderzusetzen: das Positive, das Negative und dann die Schlussfolgerung dahinter. Gesundes Denken bedeutet, das Leben und die Welt in einer ausgewogenen Weise zu betrachten, nicht durch eine rosarote Brille.“

- Heba Salah, KAICIID Fellow, Ägypten


“Die gemeinsam koordinierten Bemühungen und die Vernetzung zwischen religiösen Führerinnen und Führern innerhalb einer Gemeinschaft und ihren Konfessionen sind zu einem Axiom geworden, und die Vernetzung ist zwischen religiösen Führungspersönlichkeiten, NGOs und der lokalen Gemeinschaft in verschiedenen Bereichen und Aktivitäten gleichermaßen wichtig geworden.“

- Pater Nemah Saliba, KAICIID Fellow, Forscher und Trainer für christlich-islamische Beziehungen, Libanon


„Das Bekenntnis verschiedener religiöser Institutionen zu ihrer sozialen Verantwortung während der gegenwärtigen Krise zeigt sich in einer Reihe von Praktiken wie dem Senden klarer Botschaften des Friedens, der Beruhigung und der Sicherheit.“

- Ramy Atta Seddik, Forscher, Journalist und KAICIID Fellow, Ägypten


„Die Stärkung der Rolle religiöser Führerinnen und Führer bei der Schaffung einer starken, einheitlichen prophetischen Botschaft, die für die Schwachen in Not eintritt, sollte oberste Priorität haben. Darüber hinaus sollten sie als heilige religiöse Pflicht wohlhabende Personen in all ihren Ländern anweisen, für den Gesundheitssektor zu spenden, um diesen zu stützen.“

- Bischof Elias Toumeh, Antiochenisch-Orthodoxe Kirche, Syrien