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Niwano: Gedanken zum Zusammenleben in Verschiedenartigkeit

05 April 2016

Voyager 1, eine Raumsonde, die im Jahr 1977 von der NASA ins All geschossen wurde, hat unser Solarsystem 2012 verlassen und ist in den interstellaren Raum eingetreten. Sie ist der weitest gereiste künstliche Gegenstand und hat die Aufzeichnungen der menschlichen Geschichte laufend aktualisiert.

Voyager 1 erfüllte seine Mission, die Planeten Jupiter, Saturn und Uranus zu erforschen, und sie das Solarsystem verließ, schickte sie 64 Fotografien zurück. Auf ihnen sehen wir die Erde aus einer Entfernung von 6.5 Milliarden Kilometern.

NASAsForschungsdirektor sprach in einem nachdenklichen Tonfall, als er eine dieser Fotographien betrachtete. „Meine Damen und Herren, schauen sie bitte einen genau auf diese Fotographie. Dieser Punkt, so klein wie der Kopf einer Stecknadel ist, wo Sie jetzt sind. Ihre Familien und die Haustiere, die Sie lieben, sind alle hier. Die Feinde, mit denen Sie kämpfen, sind auch hier. Ich will, dass Sie sich daran erinnern, dass alles und jeder hier auf diesem kleinen Fleck ist. Schauen Sie bitte genau hin, denn um diesen kleinen Fleck herum ist nichts, als schwarzer Weltraum und wenn es auf diesem kleinen Fleck, unserer Erde, irgendwann einen Notfall gibt, gibt es keine Anzeichen, dass von irgendwoher Hilfe kommen wird!“

Für mich klingen diese Worte des NASA-Forschungsdirektors, wie die Worte Gottes, die Worte Buddhas.

Es versteht sich von selbst, dass wir Menschen nicht ohne diesen Planet Erde existieren können. Venus, der seinen Orbit innerhalb dessen der Erde hat, ist so nah an der Sonne, dass er ein glühend heißer Planet ist. Und Mars, mit seinem Orbit, außerhalb dessen der Erde, scheint nicht imstande, irgendeine Form des Lebens hervorzubringen. Der wundersam vollkommene Abstand zwischen der Sonne und der Erde erlaubt es uns, die rechte Menge an Lichtes und Hitze zu empfangen, um unsere reichhaltigen Wasserressourcen zu erhalten.

 Allevon uns hier auf dieser Erde empfangen das Geschenk des Lebens als Menschen. Das heißt, wir werden dazu veranlaßt, zu leben, dank der Unterstützung, die wir fortlaufend von allem Bestehenden im Universum empfangen. Die einzigen Worte, die diese Tatsache annähernd beschreiben können, sind „sublim,“ „geheimnisvoll,“ und „wundersam“. Wenn wir unsere Augen für diese Wahrheit öffnen, gewinnen wir erneuertes Bewusstsein, dass nicht nur unsere eigenen Leben, aber alles Leben mit der gleichen heiligen Würde erfüllt ist.

Hier auf dem Planet Erde leben Völker mit unterschiedlichen Werten, unterschiedlichen Glaubens, von unterschiedlichen Ethnien und unterschiedlichen Nationalitäten zusammen. Diese Verschiedenartigkeit ist unser Reichtum und gleichzeitig die Quelle so vieler Schwierigkeiten. Solange wir jedoch alle, durch die Anmut des Gottes und des Buddhas, auf der gleichen Erde sind, müssen wir zusammen leben, in Toleranz gegenüber unserer Verschiedenartigkeit.

Indem wir Existenzen kennenlernen, die anders sind als wir selbst und indem wir andere Leute kennen, sind wir in der Lage, uns selbst zu erkennen und über uns nachzudenken. Und indem wir unsere gemeinsamen Werte finden, können wir gemeinsam zusammenarbeiten.

Tatsache ist jedoch, dass die Dinge nicht so einfach sind. Bürgerkriege und terroristische Angriffe nehmen überall auf der Erde zu. Gewalt hinterlässt Narben auf den Körpern und in den Köpfen der Menschen, und irgendwann werden ihre Bitterkeit und Hass als ein Muster der Zwietracht und der Friktion zwischen Völkern und Religionen, zwischen Nationen und sogar Zivilisationen gehalten.

Aber ist diese Ansicht wirklich korrekt? Gewalt, wird schließlich wird nicht durch Buddhismus oder durch Christentum oder durch den Islam verübt, sondern durch Menschen. Das wirkliche Problem ist die menschliche Schwäche. Wie aber sollen wir mit dieser umgehen? Wie gehen wir mit der Menschheit um, dieser schwachen Existenzform? Diese Fragen zu beantworten ist Aufgabe der Religion.

Ich möchte aus einer gemeinsamen Erklärung zitieren, die bei einer internationalen Konferenz religiöser Führer abgegeben wurde, die 2006 in Hiroshima, Japan stattfand: „Die Ursachen für diese Probleme müssen wir in uns selbst suchen. Folglich fangen auch die Lösungen zu diesen Problemen bei uns selbst an. Die Kraft, die notwendig ist, die Welt zu ändern, ist in euch.“

 Buddhismushat keine festen Definitionen für „gute Leute“ und „schlechte Leute.“ Der buddhistischen Lehre nach ist in uns allen es einen Verstand der Güte und einen Verstand des Bösen. Es gibt von Anfang an weder „schlechte Leute“ noch „gute Leute“. Jeder Einzelne ist eine schwache Existenz, die sich in Übereinstimmung mit ihren Bedingungen verändert.

Seit Tausenden von Jahren,  ist die Menschheit belastet mit der Angewohnheit belastet, ihre Probleme mit Gewalt zu lösen.  Es benötigt große Anstrengungen, diese alte Gewohnheit zu ändern.

Wir müssen offen und ehrlich die Tatsache anerkennen, dass Gewalttätigkeit tief in uns lauert, und dann den Verstand der Güte in uns fördern, der mit dem Willen Gottes und Buddhas übereinstimmt. Wenn wir dies tun, ist es äußerst wichtig, dass wir, anstatt jene zu verweigern und auszuschließen betrachten, die Gewalt anwenden, um sich zu behaupten, wir überlegen, wie wir sie in Richtung der wahren Lehre Gottes und Buddhas führen können, damit wir alle auf dieser Erde zusammen leben können.