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Länderexperten-Beitrag: Boris Yakoubou

28 März 2017

Diesen Monat möchten wir die Arbeit unseres Länderexperten Boris Modeste Yakoubou vorstellen, der sich in der Zentralafrikanischen Republik unermüdlich für die Förderung des Dialogs und die Zusammenführung von Menschen einsetzt. Die Zentralafrikanische Republik, kurz auch ZAR genannt, ist eines der Schwerpunktländer des KAICIID. Wir arbeiten dort an der Wiederherstellung des Dialogs und des Verständnisses zwischen Christen und Muslimen durch den Aufbau und die Unterstützung vorhandener Dialogplattformen, die dann in den laufenden Friedensprozess eingebunden werden können.


„Politisch-militärische Gruppen setzen Religion zu Zwecken ihrer Agenda oder als Instrumente zur Machtgewinnung ein, was enorme Auswirkungen auf das Gemeindeleben und den sozialen Zusammenhalt hat“, meint Boris. „Bestimmte Gruppen greifen im Namen des Staatsangehörigkeitsrechts und der Gleichstellung von Minderheiten zu Gewalt. Dies stellt eine große Herausforderung für Frieden und sozialen Zusammenhalt dar.“

Laut Boris haben sich Irrmeinungen über die „anderen“ zwischen den Anhängern des Christentums und des Islam in den letzten Jahren in Vorurteile verwandelt. Politisch-militärische Gruppen nutzten dies aus und bedienten sich dieser Vorurteile zu ihren eigenen sozial zerstörerischen Zwecken. Doch Boris vertritt die Ansicht, dass Dialog der Schlüssel zur Beseitigung dieser Irrmeinungen ist, die zu Vorurteilen und Gewalt führen können.

„Es ist wichtig, dass Anhänger unterschiedlicher Religionen den Dialog suchen, um einander wirklich kennenzulernen und Vorurteile zu überwinden, die durch die Krise entstanden sind und von politisch-militärischen Gruppen gefördert wurden“, stellte er fest. „Bis zum Beginn der politischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte lebten Angehörige dieser beiden Religionen in Harmonie und Toleranz miteinander.“

Boris glaubt, dass die Menschen in der ZAR einen Dialog führen und sich daran erinnern müssen, dass die beiden Religionen früher friedlich zusammengelebt haben. Sozialer Zusammenhalt kann nur gestärkt werden, wenn die Menschen einander verstehen und zum Dialog bereit sind. Das ist eine Voraussetzung für dauerhaften Frieden im Land.

„Den Menschen muss bewusst werden, dass sie ihre Geschichte wiederentdecken müssen, auch wenn diese Geschichte vorgefasste Meinungen infrage stellen wird. Der Frieden unter den Religionen stellt den Frieden im Land sicher.“

Boris ist zuversichtlich, dass das KAICIID die Bemühungen der Menschen, die den Dialog im Hinblick auf sozialen Zusammenhalt fördern möchten, unterstützen kann; insbesondere da das KAICIID seit einiger Zeit im Land aktiv ist.

„Das KAICIID genießt einen guten Ruf und wird für seine Neutralität in Bezug auf die muslimischen und christlichen Gemeinden geschätzt. Das Zentrum muss diese Chance wahrnehmen und die erforderliche Hilfe bereitstellen, um den Dialog zu fördern, damit sich die Leitfiguren der verschiedenen Gemeinden annähern, den inneren Spannungen ein Ende bereitet und die Zusammenarbeit unterstützt wird.“

Aktuell leitet Boris die Bestrebungen des KAICIID in der Zentralafrikanischen Republik durch die Unterstützung von Dialog und Interaktion. Vor Kurzem ermöglichte er ein Treffen der Bewohner des 8. Distrikts von Bangui. Die Gruppe rief wiederum einen Ausschuss ins Leben, der direkt mit den Mitgliedern dieser Gemeinde zusammenarbeitet, um gegenseitigen Respekt und Zusammenleben zu fördern. Den Frieden im Land zu sichern ist noch ein langer Prozess, doch zunächst müssen die gegnerischen Seiten miteinander in Dialog treten.

„Aus politischer Sicht braucht die ZAR Sicherheit, Gerechtigkeit und Frieden. Aus soziokultureller Sicht benötigt sie die Wiederherstellung des Vertrauens und der Toleranz zwischen den Gemeinden. Daraus wird sozialer Zusammenhalt entstehen – eine notwendige Voraussetzung für Frieden und Weiterentwicklung. Doch um dahin zu gelangen, muss erheblich in Bildung und Kapazitätsaufbau investiert werden – und man muss den „anderen“ kennenlernen.“

Boris Modeste Yakoubou ist der KAICIID-Länderexperte für die Zentralafrikanische Republik (ZAR). Er trug zum Aufbau der "Platform of Religious Confessions" in der Zentralafrikanischen Republik bei, wo er zwei Jahre lang als Experte gearbeitet hat. Auch ist er seit 2009 Mitglied der Peace Resources Group und in der ZAR und der Teilregion Zentralafrika im Namen nationaler und internationaler Nichtregierungsorganisationen als Experte und Berater für Programme zu sozialem Zusammenhalt und Aussöhnung sowie für interreligiösen Dialog zuständig. Er hat zahlreiche interreligiöse Konferenzen, Foren und Seminare für Management und Friedensförderung, Menschenrechte und gute Führung organisiert. Er ist Forschungsprofessor an der Universität von Bangui, an der er ebenfalls Seminare über friedvolle Kommunikation, Management und Konflikttransformation hält.