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KAICIID-Dialog: Mittel der Wahrnehmung für „Das Bild des Anderen“ im Zeitalter digitaler Medien

Eine Reihe internationaler Journalisten, Autoren und Medienexperten führte bei der ersten einer Reihe öffentlicher Veranstaltungen in der KAICIID-Halle des Dialogs in Wien einen Dialog über die Darstellung von religiös und kulturell „Anderen“. In einer dialogbasierten Veranstaltung diskutierten sie mit dem Publikum über verschiedene Probleme, Herausforderungen, Ideen und Lösungen zu diesem Thema. Die Diskussionsteilnehmer kamen aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Religionen. Der Moderator Claus Reitan ist Autor und Kolumnist und früherer Chefredakteur des berühmten österreichischen Wochenblatts „Die Furche“. Anat Saragusti, derzeit Leiterin von B'Tselem USA, Journalistin, Feministin und Menschenrechtsaktivistin kennt sich damit aus, wie Medien die Gesellschaft beeinflussen. Als ehemalige CEO von AGENDA, einer etablierten Nichtregierungsorganisation, die den Umgang der Medien mit wichtigen Themen verändern möchte, bereicherte Frau Saragusti das Diskussionsforum mit ihrem umfassenden Wissen über Friedensprozesse und Konflikttransformation. Fauzia Shaheen, Leiterin des Women Media Center (WMC) in Karachi, Pakistan, sprach über die Berichterstattung über Religion in Südasien und ihre Erfahrung mit der Unterstützung kreativer Wege, die Stimmen pakistanischer Frauen in der Politik des Landes zu reflektieren. Autor und Medienexperte Khaled Hroub ist Professor für Nahoststudien an der Northwestern University in Katar. Als leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums für Islamstudien an der Cambridge University, wo er das Cambridge Arab Media Project (CAMP) leitet, brachte er seine Erfahrung in der Zusammenarbeit mit arabischen Medien und in der Zusammenführung von Akademikern und Experten in diesem Bereich ein. Alan Rosenblatt ist ein Stratege für digitale Medien/soziale Netzwerke, Professor, Meinungsführer und Partner bei Turner Strategies. Er unterrichtete das erste Universitätsseminar über digitale Politik (1995), konzipierte und erstellte das Social-Media-Programm des Center for American Progress (2007-13) und hat mehr als 15.000 Menschen weltweit zum Thema Strategien digitaler Medien/sozialer Netzwerke unterrichtet, darunter auch führende Vertreter der Zivilgesellschaft in der gesamten arabischen Welt im Jahr 2009. Die Diskussionsteilnehmer sprachen über die Herausforderungen einer gerechten Darstellung von Menschen unterschiedlicher Gemeinschaften, aber auch über die Gefahren der Marginalisierung derjenigen Menschen, die keine Stimme haben oder nicht die Gelegenheit haben, sich in den Nachrichtenmedien selbst darzustellen. Dazu Saragusti: „Die Medien haben Einfluss auf Entscheidungsprozesse. Wenn eine Gemeinschaft nicht in den Medien vertreten ist, bedeutet dies, dass die Gemeinschaft von der öffentlichen Diskussion ausgenommen ist. Wenn wir uns nicht an den Entscheidungsprozessen beteiligen, wird uns das System nicht berücksichtigen.“ Die Teilnehmer hoben verschiedene wichtige Herausforderungen in der Übermittlung eines gerechten Bildes des Anderen hervor und gingen dabei auch auf den Aspekt der „Nachrichtentauglichkeit“ ein; sie betonten das Sensationelle und Extreme, das eine übermäßige Hervorhebung von Stereotypen und Extremen zur Folge hat, und die Marginalisierung der großen Mehrheit friedlicher gläubiger Menschen in den Medien und den Konflikt zwischen nuancierter Berichterstattung und den Medien als gewinnorientierte Unternehmen. Shaheen wies auf eine große Herausforderung für die gerechte Darstellung von Religionen in vielen Teilen der Welt hin: „Extremismus und Fundamentalismus stellen eine Herausforderung für die religionsbezogene Berichterstattung in Pakistan dar. Journalisten, die sich um eine objektive Berichterstattung über andere Religionen bemühen, sehen sich häufig Bedrohungen ausgesetzt. Pakistan gehört zu den für Journalisten tödlichsten Ländern der Welt.“ Auf die Kritik aus dem Publikum, soziale Netzwerke könnten Völker polarisieren, reagierte Rosenblatt mit der Äußerung, dass soziale Netzwerke in keiner Weise eine Quelle der Polarisierung darstellten, sondern vielmehr eine Plattform zur Abbildung bereits zuvor existierender Ideen“. Abschließend einigten sich die Diskussionsteilnehmer darauf, dass ein Dialog zwischen Medien und religiösen Würdenträgern notwendig sei. „Es gibt keine Alternative zum Dialog“, sagte Hroub dazu. „Kritische Deckweisen in den Medien und Akzeptanz oder der Glaube an Religionen sind zwei unterschiedliche Sphären: Die einzige Möglichkeit, diese beiden miteinander zu versöhnen, ist der Dialog. Wir sind unterschiedlich, und wir finden das gut.“

 

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