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Interreligiöse Dialogkonferenz beleuchtet theoretische und praktische Dialogkonzepte

15 November 2014
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Vom 10. bis 12. November 2014 veranstaltete KAICIID in Wien seine erste große internationale und interdisziplinäre akademische Konferenz „Dialogue beyond Dialogue“. Die Konferenz war eine Reaktion auf das wachsende Interesse am interreligiösen Dialog als wissenschaftlicher Forschungsbereich und als praktisches Werkzeug für die Friedensstiftung. Auf der Veranstaltung wurde der interreligiöse Dialog durch einen dialogischen Prozess beleuchtet, bei dem Wissenschaftler und in der Praxis tätige Fachleute an einem Ort zusammengeführt wurden, um ihr Verständnis der Arbeit des anderen Personenkreises auszuweiten und um zu lernen, wie man voneinander profitieren kann. Die Teilnehmer waren Vertreter akademischer Einrichtungen und verschiedener Organisationen, die unmittelbar im interreligiösen Dialog tätig sind. Das Fachwissen dieser beiden Gruppen deckte eine Vielzahl von Disziplinen ab, zum Beispiel Religionswissenschaft, Theologie, Soziologie, Philosophie, Friedens- und Konfliktforschung, Organisationsmanagement und Bildungswissenschaft. Auch Monitoring und Evaluierung spielten eine Rolle, und diese Themen wurden erstmals ernsthaft im Zusammenhang mit dem interreligiösen Dialog erörtert. Als konzeptionellen Rahmen hatte KAICIID für die dreitägige Konferenz die Unterscheidung zwischen den „direkt Beteiligten“ und den „nicht direkt Beteiligten“ des interreligiösen Dialogs gewählt. Als direkt beteiligt werden Personen angesehen, die persönlich in Aktivitäten des interreligiösen Dialogs eingebunden sind. Als nicht direkt beteiligt werden Personen angesehen, die den interreligiösen Dialog beobachten oder studieren, ohne sich persönlich einzubringen. Dieser Personenkreis analysiert den interreligiösen Dialog als historische Tatsache, soziokulturelles Phänomen, mentalen Prozess oder eine Kombination davon. Die Sichtweise auf das Thema ist eher distanziert. Die direkt beteiligten Personen sind natürlich manchmal zugleich wissenschaftlich tätig und nutzen Herangehensweisen der nicht direkt Beteiligten, wodurch die zunächst einfache zweigeteilte Kategorisierung komplizierter wird. Einige Konferenzteilnehmer lehnten die Kategorisierung ab, da eine solche Unterscheidung zwischen direkt und nicht direkt Beteiligten ihrer Ansicht nach zum einen neue Grenzen ziehe und zum anderen keinen Beitrag zum Verständnis der komplexen Standpunkte von Forschern und in der Praxis tätigen Personen leiste. Andere Teilnehmer hielten diese Perspektive jedoch für hilfreich, da sie ein Spektrum der Sichtweisen eröffne, das zur Verfeinerung der Definitionen des interreligiösen Dialogs beitragen kann. Insgesamt löste diese Kategorisierung zahlreiche Diskussionen und eine konstruktive Debatte aus, die zu weiteren Erkenntnissen in diesem Bereich führen wird. Drei Bücher sollen zur Nachbereitung der Konferenz erscheinen und werden den Umfang der verfügbaren Literatur für Wissenschaftler und praktisch Tätige vergrößern. Im ersten Buch werden die Ergebnisse des ersten Konferenztages besprochen, an dem der interreligiöse Dialog aus Sicht der „nicht direkt Beteiligten“ im Mittelpunkt stand. Thema des zweiten Buchs ist der interreligiöse Dialog aus Sicht der „direkt Beteiligten“. Das dritte Buch wird die Notwendigkeit einer verstärkten Integration der Monitoring- und Evaluierungsmethoden im Bereich des interreligiösen Dialogs beleuchten. Beobachtung und Auswertung der weltweiten Aktivitäten für den interreligiösen Dialog werden zunehmend zu wichtigen Säulen der KAICIID-Strategie zur Stärkung des Bereichs des interreligiösen Dialogs. Diese Strategie überschneidet sich mit der Forschungsagenda des Zentrums, insbesondere in Bezug auf das Projekt „Peace Mapping“, bei dem Informationen aus aller Welt berücksichtigt werden, zum Beispiel Konfliktindikatoren, Konfliktlösung, Konflikttransformation, politische und religiöse Gewalt sowie die Wahrnehmungen von Toleranz. Das Projekt „Peace Mapping“ wird Ergebnisse der Konferenz „Dialogue beyond Dialogue“ einbeziehen, um die Projekt-Website zu einer aktiven Ressource werden zu lassen, die Wissenschaftlern und praktisch Tätigen eine bessere Übersicht über die Wirkung dieses wachsenden Themenfeldes gibt. Die Konferenzteilnehmer legten dar, warum aus ihrer Sicht weitere Forschung in diesem Bereich erforderlich ist. Ein Teilnehmer merkte an, dass weitere Forschung die Lücke zwischen Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern schließen könne, um eine stärkere Berücksichtigung der religiösen Diversität zu erreichen.