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Frauen nach vorn im interreligiösen Dialog: KAICIID befragt Top-Expertinnen, wie die Teilhabe von Frauen am Dialog gefördert werden kann

02 März 2015

Fakt ist: Zu wenige Frauen nehmen im interreligiösen Dialog eine führende Rolle ein. Deshalb hat das KAICIID Dialogzentrum 17 Expertinnen aus zehn Ländern und mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen an einen Tisch gebracht, die das Zentrum dabei beraten sollen, wie das Potenzial von Frauen im interreligiösen Dialog und vor allem in den Programmen und Projekten von KAICIID besser ausgeschöpft werden kann. Die Teilnehmerinnen kommen aus den verschiedensten Bereichen, etwa aus der Entwicklungsarbeit, aus der interreligiösen Zusammenarbeit sowie aus zwischenstaatlichen Organisationen und akademischen Einrichtungen.

KAICIID fragte die Expertinnen, wie es mehr Frauen für seine Arbeit gewinnen könnte, die gewillt sind, Schlüsselpositionen einzunehmen. Frauen sind unter den Religionsvertretern unterrepräsentiert, gehören im weltweiten interreligiösen Dialog jedoch oft zu den Pionieren, insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene. Auch wenn Frauen von den sozialen und wirtschaftlichen Folgen eines Konflikts meist besonders stark betroffen sind, so übernehmen sie doch häufig eine Führungsrolle in der Konfliktlösung und Mediation.  „Frauen werden viel zu oft als Zielpublikum anstatt als wesentliche Interessenvertreter betrachtet. Diese Beratung ist ein erster Schritt bei der Umsetzung von KAICIIDs Vorhaben, in jedem Bereich unserer Arbeit mehr Frauen einzubinden, aus den konkreten Erfahrungen, Herausforderungen und Möglichkeiten von Frauen auf dem Gebiet des interreligiösen Dialogs zu lernen und Frauen mit unseren Aktivitäten gezielt zu vertreten und anzusprechen“, sagte KAICIID-Programmdirektorin Hillary Wiesner.

KAICIID präsentierte seine Projekte im Medien- und Bildungsbereich, seine Aktivitäten in Tansania und Indonesien sowie seine Forschungs- und Peace-Mapping-Initiativen. Während der Tagung diskutierten die Teilnehmerinnen auch darüber, wie Frauen zukünftig stärker an diesen Projekten und Programmen beteiligt werden könnten. Konkret empfahlen die Expertinnen, zunächst das Konzept der „Führung“ bzw. des „Religionsvertreters“ eingehender zu analysieren. Viele religiöse Gemeinschaften etwa haben keine führenden „Vertreter“ im konventionellen Sinne, und in den Religionsgemeinschaften, die Religionsvertreter ernennen, sind Frauen meist unterrepräsentiert. Ein breiterer und differenzierterer Ansatz würde es erlauben, dass mehr Frauen als „Religionsvertreter“ angesehen werden.

Die Teilnehmerinnen betonten außerdem die Notwendigkeit, den Kreis der Interessenvertreter in der interreligiösen Kooperation auszuweiten und auch an jene heranzutreten, die sich außerhalb etablierter Netzwerke und Gruppen befinden. Um KAICIID bei der Suche nach Antworten zu unterstützen, wurden auch breitere Themen angesprochen, etwa Einfluss und Potenzial von Frauen im interreligiösen Dialog allgemein.

KAICIID lud außerdem zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion ein, bei der es darum ging, welche Möglichkeiten Frauen und Männer in religiösen Gemeinschaften haben, wenn für beide Geschlechter dieselben Vorausetzungen geschaffen werden. Eine der Sprecherinnen, Ravinder Kaur Nijjar, Sikh-Mitglied des International Women‘s Coordinating Committee der Vereinigung Religions for Peace des Global Women Faith Network, sagte: „Meiner Meinung nach sind Frauen die Hüterinnen einer spirituellen und friedlichen Gesellschaft. Sie sind von Natur aus Friedensstifterinnen, denn sie setzen ihre Fähigkeiten zur Vermittlung, Verhandlung und Konfliktlösung Tag für Tag in der Familie ein. Wir verfügen über viele Fähigkeiten, die sich von der Familiensituation auf die Gesellschaft übertragen lassen. Eine Gesellschaft, die ihre Frauen nicht wertschätzt, kann niemals Wohlstand und Frieden erreichen. In einer wirklich gleichberechtigten Gesellschaft sollte jede Frau die Möglichkeit haben, ihr Potenzial voll und ungehindert auszuschöpfen, sei es spirituell, religiös, körperlich oder geistig.