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Experten sehen Schlüsselrolle des interreligiösen Dialogs in der Konfliktprävention

15 Juli 2016

Bei einem Treffen während des Sommerkurses, der von KAICIID und der Complutense Universität Madrid in El Escorial veranstaltet wurde, besprachen Akademiker und Repräsentanten internationaler Organisationen den Beitrag des Dialogs und der Religion zum Frieden. Die Teilnehmer hielten eine Schweigeminute in Solidarität mit den Opfern des Angriff in Nizza am Donnerstag.

El Escorial, 15. Juli 2016 - Aufgrund der Expansion von Globalisierung, Extremismus und der Nutzung von Sozialen Medien für den Aufruf  zur Gewalttätigkeit, ist die Rolle des interreligious Dialogs (IRD) zu einem entscheidenden Instrument geworden, um auf die gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen zu reagieren. Darüber waren sich die Akademiker, Diplomaten und Entscheidungsträger einig, die am Kurs „Globale Regierungsführung: Interreligiöser Dialog und Peacebuilding“ vom 13. bis 15. Juli 2016 teilnahmen, der von KAICIID in Zusammenarbeit mit dem Institut für Religionswissenschaften (IUCCRR) und den Sommerkursen der Complutense Universität Madrid (UCM) organisiert wurde. 

Das Zentrum wurde durch den stellvertretenden Generalsekretär für äußere Beziehungen, Botschafter Alvaro Albacete den Senior Advisor Professor Patrice Brodeur vertreten. Während der Eröffnungssitzung sprach Albacete über die Beiträge von KAICIID zum Frieden durch seine Programme, die interreligiösen Dialog fördern. „Wir glauben, dass Plattformen, die interreligiösen Dialog institutionalisieren, in Ländern mit Konflikten, die religiöse Elemente haben, sehr vorteilhaft sein können. Es ist nicht immer einfach oder möglich, die höchste Führungsebene jeder Religion an den Verhandlungstisch zu holen, aber wir können damit beginnen, mit religiösen Oberhäuptern an der Basis zu arbeiten“, sagte er.

Der stellvertretende Generalsekretär erklärte auch KAICIIDs Programm zur Förderung des Friedens in den sozialen Medien: „Extremisten benutzen Social Media mit großem Erfolg für Propaganda und Rekrutierung. Wir denken, dass ihren Botschaften auch auf diesen Plattformen widersprochen werden sollte. Wir vom Internationalen Dialogzentrum haben uns dieser Arbeit in den sozialen Medien verschrieben. Wir haben ein Handbuch dazu entwickelt, wie man soziale Medien effektiv nutzt, das direkt religiösen Oberhäuptern und Gemeinschaften helfen soll. Wir glauben, dass gemäßigte Stimmen in den sozialen Medien einen Multiplikatoreffekt haben können. Aus diesem Grund haben wir bereits drei Trainingskurse für die Benutzung von Social Media in Jordanien und in Ägypten veranstaltet. Bald werden wir weitere Kurse im Irak und in Tunesien abhalten.“

Professor Gustavo Suarez Pertierra, ehemaliger Minister für Bildung und Wissenschaft und ehemaliger Verteidigungsminister von Spanien, sprach über die Rolle der Religion im öffentlichen Raum. „Viele andauernde Konflikte haben religiöse Elemente. Wir können nicht in utilitaristische Perversionen des religiösen Fundamentalismus verfallen, die das Bild der Religion erodieren und Vorurteile in der Gesellschaft schüren“, betonte er.

Belen Alfaro, Spaniens Botschafter in der UN-Allianz der Zivilisationen und für interreligiösen Dialog, sagte, dass „interreligiöser und interkultureller Dialog eine Priorität für Spaniens Außenpolitik darstellen. Es ist wichtig, die neuen Herausforderungen zu adressieren, die sich in den Gesellschaften des 21. Jahrhunderts für den Weltfrieden und das Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen ergeben“.

Dr. Fernando Amerigo Cuervo-Arango, IUCCRR-Direktor und der Co-Direktor des Kurses, sagte: „Wir sind mit der Debatte der letzten drei Tage sehr zufrieden. Es ist wesentlich, diese Probleme zu besprechen und wir haben es geschafft, Experten zusammenzubringen, die aus unterschiedlichen Perspektiven den Beitrag von religiösen Führern, Religionen und Dialog zum Frieden analysiert haben. Dieser Kurs hat Repräsentanten internationaler Organisationen, Akademikers, Entscheidungsträger, Diplomaten, Studenten und der Vertreter von Basisorganisationen zusammengebracht. Die Zusammenarbeit aller ist wesentlich, um Frieden in unseren Gesellschaften zu stiften“.

Internationale Aktivität

Repräsentanten anderer internationaler Organisationen, die im IRD aktiv sind und mit KAICIID zusammenarbeiten, nahmen ebenfalls am Kurs teil.

Jos de la Haye, der Leiter des UNDP Regional Cluster, erklärte den Wert des interreligiösen und interkulturellen Dialogs, für das Erreichen der Sustainable Development Goals: „Religion ist eine positive Motivationsquelle und eine Inspiration für die große Mehrheit der Leuten auf der Welt. Folglich müssen die Strategien zur Bekämpfung des gewalttätigen Extremismus auf einem genauen Verständnis der Auswirkungen von Religion auf Individuen und Gemeinschaften basieren. In diesem Kontext ist es wichtig, der Darstellung zu widersprechen, dass Religion an sich die Ursache der Gewalt ist und anzuerkennen, das Religionsführer eine besondere Verantwortung tragen, gewalttätigen Extremismus zu verhindern“.

„Die Kernaufgabe der UN Alliance of Civilisations ist es, Brücken zwischen Gesellschaften zu schlagen, Dialog und Verständnis zu fördern und den kollektiven politischen Willen zu schaffen, die Ungleichheiten der Welt zu adressieren. Es ist wichtig, sich an den Kontext zu erinnern, in dem das Bündnis vor fast zehn Jahren gegründet wurde. Es war eine Zeit, als die Polarisierung zwischen den Kulturen hoch war und eine Welle von Terrorangriffen unsere Welt erschütterte. Trauriger weise befinden wir uns heute in einer ähnlichen Situation. Vor unsere Arbeit ist heute so relevant wie vor zehn Jahren“, sagte Nihal Saad, Leiter des Kabinetts und Sprecher für den hohen Repräsentanten der UN Alliance of Civilisations.

Über KAICIID

Das internationale Dialogzentrum (KAICIID) ist eine zwischenstaatliche Organisation, die Dialog fördert, um sozialen Zusammenhalt zu stärken. Seine Arbeit erhöht das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Kulturen und unterschiedlicher Religionen. Das Zentrum wurde von Österreich, Saudi-Arabien und Spanien gegründet. Der Heilige Stuhl ist beobachtendes Gründungsmitglied. Sein Direktorium setzt sich aus prominenten Vertretern von fünf Weltreligionen zusammen (Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum). Das Direktorium entwirft und überwacht die Programme des Zentrums.

Über das IUCCRR

Das Institut der Religionswissenschaften am UCM ist eine Universitätsfakultät, die religiöse Angelegenheiten von einer wissenschaftlichen und nicht konfessionsgebundenen Perspektive analysiert. Dort arbeiten Professoren und Forscher in den Bereichen der Geschichte, der Philologie, der Rechtswissenschaften, der politischen Wissenschaften, der Soziologie, der Anthropologie und der Psychologie.