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In der Presse: „Ich glaube nicht, dass es rechtens ist, den Islam mit Gewalttätigkeit zu gleichzusetzen“ – Papst Franziskus

31 Juli 2016
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Im Gespräch mit Journalisten erläuterte Papst Franziskus vor kurzem seine Ansichten bezüglich der Gefahren, Religionen mit den heftigen Taten kleiner, fundamentalistischer Gruppen zu verbinden. „Ich glaube nicht, dass es rechtens ist, den Islam mit Gewalttätigkeit zu gleichzusetzen“, erklärte der Papst Journalisten am 31. Juli während des päpstlichen Flugs nach Rom, im Anschluss an seine apostolische Reise nach Polen. „Es ist nicht rechtens und es ist nicht wahr.“

Der Papst sprach in bewegenden Worten von gelebten Erfahrungen des interreligiösen Dialogs, einschließlich seiner eigenen Gespräche mit dem Großimam von Al-Azhar, eines der vordersten islamischen Bildungszentren der Welt. Er erwähnte auch das inspirierende Beispiel von einem Imam, der ihn im Papamobil während seines Besuchs in der Republik Zentralafrika begleitete.

Die katholische Nachrichtenagentur lieferte den Volltext des Pressegesprächs des Papstes während seines Flugs am 31. Juli 2016 hier. Im folgenden Exzerpt der Abschrift  fragt Antoine Marie Izoarde von i.Media, seine Heiligkeit den Papst nach dem Mord an Pater Jacques Hamel:

Antoine Marie Izoarde:

Wie kommt es, dass sie, wenn sie von diesen schrecklichen Vorkommnissen sprechen, immer von Terroristen reden, aber nie vom Islam, dass sie das Wort "Islam" nie benutzen? Und welche konkreten Initiativen können sie jenseits von Gebet und Dialog empfehlen, um gegen islamischen Terror vorzugehen? Vielen Dank, Eure Heiligkeit.

Papst Franziskus:

Ich möchte nicht von islamischer Gewalt sprechen. Täglich, wenn ich die Zeitungen durchblättere, sehe ich Gewalt, hier in Italien... der eine hat seine Freundin ermordet, der andere seine Schwiegermutter... und das sind getaufte Katholiken! Das sind gewalttätige Katholiken! Wenn ich von islamischer Gewalt spreche, muss ich von katholischer Gewalt sprechen ... und nein, nicht alle Muslime sind gewalttätig und nicht alle Katholiken sind gewalttätig. Es ist wie mit Fruchtsalat. Es gibt alles. 

Es gibt gewalttätige Menschen in dieser Religion, das ist wahr: Ich glaube, dass es so ziemlich in jeder Religion eine kleine Gruppe von Fundamentalisten gibt. Fundamentalisten. Wir haben sie. Wenn Fundamentalismus tötet, kann er durch Sprache töten — der Apostel Jakob sagt das, nicht ich — und auch mit einem Messer, oder? 

Ich glaube nicht, dass es rechtens ist, den Islam mit Gewalt zu identifizieren. Es ist nicht rechtens und es ist nicht wahr. Ich hatte ein langes Gespräch mit dem Imam, dem Großimam der Al-Azhar Universität und ich weiß, wie sie denken... Sie suchen Frieden, Begegnung... (...) als ich in Zentralafrika war, ging ich zu ihnen und der Imam fuhr sogar mit mir auf dem Papamobil... Wir können bestens koexistieren... 

Aber es gibt fundamentalistische Gruppen, und auch ich frage mich... habe eine Frage... Wie viele junge Menschen, wie viele junge Menschen bei uns in Europa, die wir ohne Ideale allein lassen, die keine Arbeit haben, nehmen Drogen, trinken Alkohol oder schließen sich fundamentalistischen Gruppierungen an. Man kann sagen, dass der sogenannte IS, ein islamischer Staat, der Gewalt nach außen trägt ... denn, wenn sie uns zeigen, wer sie sind, zeigen sie uns, wie sie Ägyptern an der libyschen Küste die Kehlen durchschneiden oder andere Gräueltaten verüben... Es ist aber nur eine fundamentalistische Gruppierung, die ISIS genannt wird...Ich glaube nicht, dass man rechtens oder wahrhaftig sagen kann, dass der Islam terroristisch ist.

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