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Bilder des Glaubens: Prallen Wahrnehmungen aufeinander?“ KAICIID-Podiumsdiskussion beim Weltkongress des International Press Institute zu Fragen zur Darstellung und zur Medienethik

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„Wenn gläubige Menschen sich in den Medien sehen, erkennen Sie sich selbst?“

Auf einer öffentlichen KAICIID-Podiumsdiskussion am 15. April in Kapstadt, Südafrika, wurden Teilnehmer des Weltkongresses des International Press Institute zu einem Dialog zum Thema präzise Berichterstattung über religiöse Vielfalt eingeladen. Die Diskussion fand nach einem mehrtägigen Arbeitstreffen zu eben diesem Thema statt, bei dem die gute journalistische Praxis in diesem Bereich hervorgehoben wurde. Die Diskussionsteilnehmer waren Melissa Chea-Annan, Redakteurin beim Inquirer und Kommunikationsdirektorin bei Assemblies of God in Liberia; Mary Saliba, Fernsehproduzentin bei Al-Jazeera in Katar; Khaled M. Batarfi. leitender Autor bei der Saudi Gazette in Saudi Arabien; und Endy Bayuni, leitender Redakteur bei der Jakarta Post in Indonesien. Das Gespräch wurde von KAICIID-Kommunikationsleiter Peter Kaiser moderiert, der zur Einleitung die Wichtigkeit der Pressefreiheit für eine hochwertige Berichterstattung betonte. Melissa Chea-Annan berichtete von ihren Erfahrungen aus dem interreligiösen Dialog in ihrem Heimatland Liberia. Sie beschrieb den langen Weg zur Aussöhnung nach dem Bürgerkrieg in Liberia und hob die Wichtigkeit des Dialogs und der Medien in diesem Prozess hervor. Sie betonte insbesondere, wie wichtig es sei, dass Medien unvoreingenommen bleiben, und sich bei der Berichterstattung nicht mit politischen oder religiösen Fraktionen verbünden. Als nächstes ging Mary Saliba auf die komplizierten Bedeutungsebenen bei der Berichterstattung zum Thema Religion ein. „Religion ist subjektiv, fließend und eine innere Angelegenheit. Es gibt große Unterschiede zum System der Rechtsstaatlichkeit und der Gesetze, daher sind Berichte über diesen Themenbereich von Anfang an schwierig. Religion war eigentlich schon immer ein Thema in den Mainstream-Medien – warum denken wir derzeit so sorgfältig darüber nach?“ In ihrer Präsentation umriss Mary Saliba die Rolle der Religion in verschiedenen Nachrichtenmeldungen aus dem Nahen Osten und strich dabei heraus, dass sich die Rolle der Medien seit der Verfügbarkeit der sozialen Medien gewandelt hat. Ging es früher um die bloße Berichterstattung, sollen Journalisten nun ordnen oder filtern, um dem Adressaten beim Verstehen der Geschehnisse zu helfen. Khaled Batarfi sprach über die Rolle der Medien im US-Bundesstaat Oregon, wo er im Jahr 2001 arbeitete, zur Bewahrung des Friedens in der schwierigen Zeit nach den Angriffen vom 11. September. Er skizzierte die Rolle der Medien als Kanal für den Dialog und für die Verbreitung von positiven Bildern der Religion. Der letzte Sprecher war Endy Bayuni. Er erwähnte seine Rolle als Gründer der International Association of Religion Journalists. In Bezug auf die Rolle der Journalisten bei Berichten über Religion betonte er, dass es bei wirkungsvoller Berichterstattung nicht um Unterstützung für eine Agenda oder einen bestimmten Glauben gehe, sondern stattdessen um die „Verbreitung des Evangeliums des guten Journalismus“. „Die meisten Länder der Welt werden aufgrund von Einwanderung zunehmend multireligiös. Wir berichten natürlich gerne über Konflikte, doch wir sind auch Teil unserer Gemeinden, und dort ist ein Krieg das letzte was wir uns wünschen. Ich sage nicht, dass wir Religion predigen oder bewerben sollen, stattdessen müssen wir unsere Arbeit professionell erledigen.“ Den Präsentationen der Gäste auf dem Podium folgte eine lebhafter Dialog mit dem Publikum über die Frage, ob die Medien die Pflicht zur Berichterstattung über positive interreligiöse Geschichten haben, oder ob sie bestimmte Vorfälle nicht berichten sollten, um keine Gewalt auszulösen. Während sich die Diskutanten und das Publikum einig waren, dass die Medien in der Vergangenheit mitunter zur Verschärfung instabiler Situationen beigetragen haben, war man auch generell einer Meinung, dass es den Journalisten überlassen bleiben muss, über was berichtet werden soll, dass aber die Berufsethik bei dieser Entscheidung und bei der Gestaltung der Berichterstattung befolgt werden muss. Aus dem Publikum wurde die Frage der religiösen Medien aufgeworfen, und welche Rolle sie in Bezug auf religiöse Fragen in der Medienlandschaft spielen könnten. Es wurde angemerkt, dass religiöse Medien wichtige Einblicke in religiöse Gemeinschaften geben und den interreligiösen Dialog aktiv vorantreiben könnten. Ziele des KAICIID-Medienprogramms. Durch sein Medienprogramm möchte KAICIID die Vielfalt authentischer Stimmen und Perspektiven sowohl in den Medien als auch in sozialen Netzwerken ausbauen. KAICIID strebt die Bildung langfristiger Netzwerke für Journalisten, Redakteure und Medienvertreter von säkularen Nachrichtenmedien und religiösen Medien an, um bewährte Verfahren in Bezug auf integrative politische Maßnahmen, Berichterstattung und die Beschaffung von Inhalten zu teilen. KAICIID schätzt außerdem seine Netzwerke aus religiösen Würdenträgern sehr und bemüht sich, diese durch kapazitätserweiternde Initiativen zu unterstützen, mit denen im interreligiösen Dialog bewährte Akteure ihre Fähigkeiten ausbauen können, um besseren Zugang zu Medien und sozialen Netzwerken zu haben und diese besser zugunsten des Dialogs und friedensfördernder Initiativen zu nutzen. KAICIID will zudem die Voraussetzungen für den interreligiösen Dialog zwischen religiösen Würdenträgern verbessern, indem es Schulungen zum Thema Medien und Informationsliteratur anbietet.

 

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