In Nepal knüpfen KAICIID Fellows Kontakte und lernen „vor Ort“ Dialoge zu führen

12 Mai 2022

Der Wind weht durch die bunten Gebetsfahnen auf der Swayambhunath-Stupa in Kathmandu, Nepal. Eine große Gruppe sitzt im Kreis und hört einem einheimischen Mönch zu, der eine der ältesten und rätselhaftesten heiligen Stätten in Asien beschreibt.

Die aus Afrika, Asien, Nord- und Südamerika sowie Europa stammende Gruppe besteht aus 25 KAICIID Fellows aus 21 verschiedenen Ländern. Der Besuch ist Teil der zweiten von drei einwöchigen Schulungen von KAICIIDs internationalem Fellows-Programm 2022 und die erste Veranstaltung des Dialogzentrums in Nepal überhaupt.

Inmitten von Tempeln und Schreinen lernen die Fellows nicht nur die Bedeutung der Stupa kennen, sondern auch die lange Verbindung Nepals mit buddhistischen Traditionen, seine reiche und bunte kulturelle Vielfalt und die Rolle religiöser Akteurinnen und Akteure beim Friedensschluss nach dem nepalesischen Bürgerkrieg (1996-2006).

Justine Immaculate Auma, eine interreligiöse Expertin, die in Uganda interreligiöse Studien unterrichtet, erzählt, dass es Momente wie diese waren, die ihr gezeigt haben, dass es in Nepal zwar eine Vielzahl von Kulturen und Glaubensrichtungen gibt, die Menschen aber dennoch in der Lage sind, gemeinsam auf Harmonie hinzuarbeiten.

„Nepal ist auf eine besondere Weise reich an religiösen und kulturellen Praktiken“, sagt sie. Die Möglichkeit, mit lokalen Gemeinschaften wie der in Swayambhunath zu interagieren, spiegelt nicht nur die religiöse Vielfalt des Landes wider, sondern zeige ihr auch, wie man „trotz der großen Diversität in relativem Frieden leben kann“, so Auma.

Sie ist Teil der internationalen Gruppe der KAICIID Fellows 2022, die an einem einjährigen Trainingsprogramm teilnehmen. Dieses zielt darauf ab, zukünftige Führungs- und Lehrkräfte auszubilden, zu inspirieren und zu befähigen, darunter Mitglieder von Glaubensgemeinschaften und Fachleute für interreligiösen Dialog. Seit dem Jahr 2015 hat KAICIID über 400 Fellows aus insgesamt 74 verschiedenen Ländern geschult.

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Auma hatte bereits von dem Fellows-Programm gehört und bewarb sich, um ihre praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten im interreligiösen Dialog zu verbessern.

„Ich wollte eine bessere Dialogvermittlerin werden und mein interreligiöses Netzwerk erweitern“, sagt sie. „Das Fellows-Programm ist eine großartige Gelegenheit, dies zu tun.“

Auma betont, dass die gemeinsamen Erfahrungen mit anderen Fellows, wie zum Beispiel in der Stupa von Swayambhunath, ihrer persönlichen Entwicklung und ihren Fähigkeiten als interreligiöse Praktikerin einen „großen Auftrieb“ gegeben haben.

„Die bisherige Schulung hat mein Verständnis von Dialog verbessert und gezeigt, wie wichtig es ist, in verschiedenen Situationen einen Ort des gleichberechtigten Dialogs zu schaffen“, erklärt sie.

Einander vor Ort und persönlich zu begegnen, macht einen großen Unterschied

Das ist einer der Gründe, warum Besuche vor Ort für diese Schulungsrunde von zentraler Bedeutung waren, so Kyfork Aghobjian, leitender Programm-Manager des Fellows-Programms.

Während ihrer Zeit in Kathmandu besuchten die Fellows nicht nur die Stupa, sondern auch einen Jain-Tempel, eine lokale Moschee und andere heilige Stätten Nepals.

„Das Land ist berühmt für seine interreligiöse und interkulturelle Vielfalt, mit vielen Weltkulturerbestätten auf relativ engem Raum“, so Aghobjian.

Insbesondere sind die Besuche eine „ausgezeichnete Gelegenheit für die internationalen Fellows, mehr über nicht-abrahamitische Religionen zu erfahren und mit Religionen in Berührung zu kommen, die in ihren Heimatländern vielleicht nicht so weit verbreitet sind“, berichtet Aghobjian.

Bei den Besuchen vor Ort lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur über die Gleichstellung der Geschlechter und die wachsende Rolle der Frauen im interreligiösen Dialog, das Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit, Identität und Weltanschauung, sondern auch über einige der zentralen Grundsätze des einjährigen Ausbildungsprogramms: Dialogvermittlung, Konfliktprävention, interkulturelle Kommunikation und Förderung des sozialen Zusammenhalts.

„Der Aufenthalt vor Ort bietet den Fellows eine hervorragende Gelegenheit, von der Kultur, den Traditionen und den Menschen, die diese ausleben, zu lernen und zu erfahren, wie sie alle eine Rolle bei der Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen spielen“, so Aghobjian. „Dann können sie ihrerseits versuchen als religiöse Führerinnen und Führer ihre eigenen Programme entwerfen und zu Hause umzusetzen.“

Die Besuche tragen auch dazu bei, die wachsenden Bande zwischen den Fellows zu vertiefen.

Aghobjian betont, wie schön es ist, nach zwei Jahren mit Online-Seminaren wegen der Coronavirus-Pandemie wieder persönlich zusammenzukommen. Er meint, dass Präsenzschulungen unersetzlich sind, wenn es um den Aufbau von Beziehungen zwischen den Fellows geht.

„Die zweite Trainingswoche ist die beste Gelegenheit für die Fellows, Kontakte zu knüpfen“, sagt Aghobjian. „Sie hilft ihnen, mehr Vertrauen, Empathie und Verwundbarkeit zu zeigen als beim ersten Training in Lissabon. Dies schafft einen fruchtbaren Boden für die Zusammenarbeit.“

„Unsere Verantwortung ist es, so viel wie möglich zurückzugeben.“

Zu Beginn ihres Trainings wurden die Fellows vom ehemaligen Premierminister von Nepal, Madhav Kumar Nepal, empfangen. In seiner Ansprache an die Fellows betonte er die religiöse Vielfalt seines Landes, die sich in den unzähligen heiligen Stätten widerspiegelt. Außerdem wies er auf die dringende Notwendigkeit von Bildung und interreligiösem Dialog hin.

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„Nepal ist Heimat für zahlreiche Pilgerstätten verschiedener Religionen, und ich hoffe, dass die Heiligkeit und die kulturellen Bedeutungen Sie inspirieren. Wir leben vielleicht nicht in einer perfekten Gesellschaft, aber sie versorgt uns in vielerlei Hinsicht, und es liegt in unserer Verantwortung, zu versuchen, so viel wie möglich zurückzugeben.“

„Deshalb ist die Rolle von Menschen wie Ihnen wichtig, um den Gemeinschaften, mit denen Sie arbeiten, Liebe und Zuneigung zu vermitteln“, sagt der ehemalige Premierminister. „Durch Bildung sollten wir Denkweisen, Sichtweisen und Verhaltensweisen verändern, um Liebe und Zuneigung zu vermitteln.“

Es sind Erkenntnisse wie diese, die Auma mit nach Hause nehmen und in Uganda anwenden möchte.

Nach ihrer Rückkehr von der Fellows-Schulung in Nepal plant Auma, das erworbene Wissen und die Fähigkeiten zu nutzen, „um die örtlichen Gemeinden mittels Dialog zu informieren und zahlreiche Initiativen anzubieten, die die Menschen zusammenbringen, um Themen zu diskutieren, die sie als Gemeinschaft betreffen“, sagt sie.

„Ich möchte KAICIID für die großartige Gelegenheit danken, die es mir und allen anderen Fellows gegeben hat, zu lernen und diese Erfahrungen zu teilen“, so Auma. „Dieses Training und die Unterstützung des Dialogzentrums stärken meine Fähigkeiten und machen mich zu einer besseren Vermittlerin des Dialogs in meiner Gemeinde.“